Der Boom der Online-Weihnachtseinkäufe

Frostbeulen und Schlafmützen machens möglich: Die Online-Abteilungen der großen Versandhäuser melden im beginnenden Weihnachtsgeschäft einen Rekord nach dem anderen; der Einzelhandel erwartet insgesamt neue Online-Rekordumsätze.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 55 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Maren Martell
  • dpa

Weihnachtseinkauf ohne nervige Warteschlangen an den Kassen überfüllter Kaufhäuser – in Deutschland ordern immer mehr Kunden ihre Geschenke bequem von zu Hause im Internet. Für die großen Versand- und Handelshäuser ist das Online-Geschäft mittlerweile zum bedeutenden zusätzlichen Vertriebskanal geworden – und das auch zur Weihnachtszeit. In den wichtigen Konsummonaten November und Dezember könnten nach Einschätzung des Branchenverbandes HDE rund 4,1 Milliarden Euro Umsatz erzielt werden, gut 500 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.

"Wir fahren derzeit einen Rekord nach dem anderen ein", heißt es bei den zum KarstadtQuelle-Konzern gehörenden Versandhäusern Quelle und Neckermann. Bei Quelle.de gehe vor allem in den Abendstunden alle zwei Sekunden eine Bestellung ein. "Viele unserer Kunden schätzen die Vorteile des Online-Einkaufs ohne Parkplatzsuche und Kaufhausgedränge", betont Konzernsprecher Gerd Koslowski. Renner seien Technikartikel wie Handys und Computer.

Quelle sieht sich mittlerweile an erster Stelle unter den deutschen Versandhändlern im Internet. Der traditionsreiche Versender Neckermann, der seit gut einem Jahr als Neckermann.de firmiert, wird bis zum Jahresende die Hälfte seines Umsatzes im Internet erzielen. Insgesamt hat der KarstadtQuelle-Konzern rund 700-000 Produkte online im Angebot. Derzeit laufen besonders gut Unterhaltungselektronik, CDs und DVDs, Weihnachtsartikel und Dekoration, Spielzeug, Uhren, Schmuck und Bücher.

Der US-Onlinehändler Amazon erwartet für dieses Jahr weltweit sogar das beste Weihnachtsgeschäft seit seiner Gründung 1995. Dabei spiele auch der deutsche Markt eine wichtige Rolle, heißt es aus der Deutschlandzentrale in München. Viel gekauft werden Bücher, DVDs, Spiele, Software und Musik. Allein im vergangenen Jahr seien bei Amazon.de an Spitzentagen mehr als 400.000 Artikel bestellt worden.

Der Versandriese Otto fährt speziell zum Fest mehr als 10.000 Geschenktipps in seinem Weihnachtsshop Otto.de auf. Die Otto-Gruppe, mit unter anderem Baur und Heine der weltgrößte Versandhändler, will in einigen Jahren bis zu 25 Prozent seines Umsatzes im Online-Handel erreichen. Das Angebot im Internet spreche vor allem jüngere Kunden an.

Auch für den schwedischen Möbelkonzern Ikea mit seinen mittlerweise 40 Häusern in Deutschland ist das Weihnachtsgeschäft im Internet eine wichtige Säule. "Viele Kunden schauen sich das Angebot zunächst in unseren Möbelhäusern an und bestellen dann bequem zu Hause am Computer", sagt Sprecher Kai Hartmann. Besonders gerne werden per Mausklick große Einrichtungsgegenstände geordert wie eine komplette Küche oder Wohnzimmergarnitur.

Branchenexperten zufolge werde die verlängerte Ladenöffnung den Trend zum Online-Einkauf nicht beeinträchtigen. Rund 31,4 Millionen Deutsche seien derzeit auf Shopping-Tour im Internet, geht aus einer TechConsult-Studie für den Branchenverband Bitkom hervor. Die immer besseren technischen Bedingungen und schnellere Internetverbindungen begünstigen die Entwicklung. Manche Online-Shops machten im November und Dezember ein Viertel ihres Jahresgeschäfts. Besonders gefragt seien in diesem Jahr Digitalkameras, Flachbildfernseher und tragbare PCs.

Speziell zu Weihnachten bieten viele Händler als besonderen Service so genannte Geschenkefinder an. Werden beispielsweise beim Hamburger Kaffeeröster Tchibo im Internet Alter, Geschlecht und Typenbeschreibung wie "Schlafmütze", "Technikfreak" oder "Frostbeule" angegeben, liefert der Konzern aus seinem Online-Angebot mit rund 900 Produkten eine Liste von Geschenkideen. Bei Amazon kann auch ein echter Tannenbaum mit Wurzeln per Mausklick geordert werden. Für den Baumschmuck werden Stylingstipps von Prominenten dazugeliefert.

Wie bei allen Internet-Aktivitäten sollte man aber auch bei den Online-Weihnachtseinkäufen auf die Sicherheit achten. Der Bitkom rät gar dazu, die einzelnen Bestellschritte im Netz immer abzuspeichern oder auszudrucken. Versandarten, Transportkosten und Lieferzeiten sollten von den Anbietern immer klar genannt werden. Dass vertrauliche Bank- und Kreditdaten nur eingegeben werden, wenn man sich über die Authentizität der Anbieter-Website sicher ist, und dass die Daten nur über eine sichere Internetverbindung übertragen werden, sollte selbstverständlich sein. (Maren Martell, dpa) / (jk)