RTL hält an Grundverschlüsselung über Astra-Plattform fest
RTL plant weiterhin die verschlüsselte Ausstrahlung der RTL-Sender über die Entavio-Plattform des Satelliten-Betreibers Astra, nachdem die ProsiebenSat.1-Gruppe ihren Rückzug von der Plattform für digitales Satelliten-TV erklärt hatte.
Die RTL-Gruppe hält weiterhin an der Unterstützung der für das kommende Frühjahr geplanten Plattform Entavio für digitales Satelliten-TV fest. Darüber verbreitete TV-Kanäle sollen in Zukunft verschlüsselt ausgestrahlt werden und nur gegen eine monatliche "Infrastrukturgebühr" zu empfangen sein.
Am gestrigen Dienstag hatte die ProSiebenSat.1 Media AG erklärt, dass die Pläne, künftig nur noch über die Astra-Plattform Entavio zu senden, vom Tisch seien. ProSiebenSat.1 reagierte damit auf Ermittlungen des Bundeskartellamts gegen die Sendergruppe sowie gegen RTL und den Satellitenbetreiber Astra wegen des möglichen Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung.
In einem Gespräch mit Dow Jones Newswires erklärte Christian Körner, Leitung der Unternehmenskommunikation bei RTL, dass das Bundeskartellamt keine klare Aussage gemacht habe. Da RTL nicht wisse, welche Vorbehalte es gebe, fehle der Sendergruppe die Planungssicherheit. Man wolle aber weiterhin an den ursprünglichen Plänen festhalten, die digital verbreiteten Programme mit einem kodierten Signal vor Missbrauch zu schützen.
Derweil begrüßten die ARD und die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) die Entscheidung von ProSiebenSat.1 gegen die Entavio-Plattform. Der vzbv zitierte Verena Wiedemann, ARD-Generalsekretärin, mit den Worten, dass das Kartellamt die Interessen der Zuschauer gewahrt habe. Wenn alle kommerziellen Angebote im Pay-TV verschwänden, wären die Zuschauer die großen Verlierer. ProsiebenSat.1 hatte allerdings bereits mitgeteilt, dass die Absage an das Entavio-Projekt keine grundsätzliche Abkehr von einer zukünftigen Grundverschlüsselung bedeute.
Siehe zur Grundverschlüsselung von digitalem Satelliten-TV und den Gebührenplänen der Satelliten- und TV-Betreiber auch:
- ProSiebenSat.1: Vorerst keine Grundverschlüsselung bei Satelliten-TV
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- Beck: Satellitengebühren auch bei ARD und ZDF denkbar
- Streit um Grundverschlüsselung und Gebührenpläne beim Satelliten-TV
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