Neue Vorwürfe gegen Hewlett-Packard

In einer Klageschrift behauptet ein ehemaliger Manager, HP habe den Konkurrenten Dell vor dessen Einstieg in den lukrativen Druckermarkt ausspioniert.

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Der US-Computerhersteller Hewlett-Packard (HP) sieht sich nach der immer noch nicht ausgestandenen Schnüffelaffäre um den Aufsichtsrat erneut mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Der 2005 entlassene ehemalige Vizepräsident für Business Development, Karl Kamb, erhebt in einer Gegenklage schwere Anschuldigungen gegen seinen Ex-Arbeitgeber. Laut Kambs Anklageschrift hatte er 2002 einen bis 1995 bei Dell Japan beschäftigten Mann für HP angeheuert, der Informationen über Dells geplanten Einstieg in den Druckermarkt liefern sollte.

Kamb behauptet, hochrangige HP-Manager hätten die Zahlungen an den Informanten abgezeichnet. Weiter heißt es in der Klage, HP habe in der Folge Kambs privaten Telefondaten ausspioniert, um herauszufinden, ob er die für den ehemaligen Dell-Mann in Japan gedachten Zahlungen in die eigene Tasche abgezweigt hatte. Dabei habe HP auf die gleichen Methoden zurückgegriffen, die im Zuge des jüngsten Skandals an die Öffentlichkeit gekommen waren. HP hat die Anschuldigungen als substanzlos zurückgewiesen und als Versuch bezeichnet, ein seit 2005 anhängiges Verfahren zwischen Kamb und HP zu behindern.

Darin wirft der Computerhersteller seinem ehemaligen Manager und anderen Angeklagtem vor, HP-eigene Mittel zum Aufbau ihres eigenen Unternehmens missbraucht zu haben und fordert bis zu 100 Millionen US-Dollar Schadensersatz. Die Beschuldigten, allesamt ehemalige hochrangige HP-Mitarbeiter, sollen Produktdesigns, Marktanalysen, Geschäftsgeheimnisse und Kontakte ihres Arbeitgebers genutzt haben, um parallel ein eigenes Unternehmen für Flatscreen-TVs aufzubauen. Es geht um Byd:sign, dessen CEO Kamb ist. Aufgeflogen waren Kambs Fernsehpläne offenbar durch seinen Scheidungsprozess. Seine damalige Ehefrau hatte von HP auf dem Gerichtsweg Informationen über das TV-Projekt ihres Mannes verlangt und den Computerhersteller damit erst auf die Aktivitäten aufmerksam gemacht.

HP bestätigte einem Bericht von CNet News zufolge geschäftliche Beziehungen mit dem japanischen Berater, der für Marktbeobachtungen engagiert worden sei. Über den zur fraglichen Zeit für HP in Japan arbeitenden Kamb seien zusätzliche Honorarzahlungen an den Berater abgewickelt worden. Auf die weiteren Vorwürfe geht HP nicht näher ein, weist aber insbesondere die Vorwürfe zurück, Pretexting gegen Kambs eingesetzt zu haben. Allerdings hatte der damalige HP-Manager Kevin Hunsaker im Zusammenhang mit dem Pretexting-Skandal gegenüber HP-Anwälten erklärt, er habe von Pretexting erstmals 2005 bei der Untersuchung eines Mitarbeiters gehört, der in einer schwierigen Scheidung steckte. Hunsakers Anwalt hatte nachher erklärt, diese Aussagen seien falsch wiedergegeben worden. Hunsaker hat HP inzwischen verlassen und steht wegen der Schnüffelaffäre unter Anklage. (vbr)