Nicht die ganze Wahrheit: Arztsuchportale ohne Qualitätsaussage

Die reinen Fakten über einen Arzt oder Psychotherapeuten sind im Internet schnell zu bekommen; Aussagen über die Qualitäten eines Arztes dagegen sind schwer zu finden, es gibt in Deutschland auch kein unabhängiges Institut, das Ärzte testen würde.

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Von
  • Arnd Petry
  • dpa

Diesmal soll es der richtige Arzt sein: fachlich kompetent und freundlich. Zuhören soll er und auch Methoden abseits der klassischen Schulmedizin beherrschen. Und wenn es geht, praktiziert er gleich um die Ecke. Die Suche nach einem passenden Arzt ist dank Internet kein schwieriges Unterfangen mehr. Oft reicht auch ein Telefon. Die ganze Wahrheit über die Qualitäten eines Arztes erfahren Patienten aber höchstens hinter vorgehaltener Hand.

Die Fakten über einen niedergelassenen Arzt und Psychotherapeuten sind schnell zu bekommen: Geht es um das Wo und Was, sind nach Ansicht von Christoph Kranich, Gesundheitsexperte der Verbraucherzentrale Hamburg, die Datenbanken der Ärztekammern eine gute Hilfe: Im Deutschen Ärztenetz, das von den Kassenärztlichen Vereinigungen, Ärztekammern und anderen ärztlichen Organisationen getragen wird, sind Links zu regionalen Adressverzeichnissen zu finden. In 11 von 16 Bundesländern – Ausnahmen sind Bayern, Sachsen, Hessen, Niedersachsen und das Saarland – bieten die Ärztekammern oder Kassenärztlichen Vereinigungen eine telefonische Beratung an.

Wer kommerzielle Gesundheitsportale wie Netdoktor, Onmeda, Lifeline, GesundheitPro und die Webseiten vieler Versicherungen aufruft, landet bei einer Ärzte-Datenbank, die von der in Hamburg ansässigen Stiftung Gesundheit gepflegt wird. Die Datenbank kann auch ohne Umweg direkt über Arzt-Auskunft.de angesteuert werden. Nach Angaben der Stiftung umfasst sie deutschlandweit alle niedergelassenen Ärzte, Zahnärzte, Kliniken und Chefärzte. Die Mediziner können anhand von Therapieschwerpunkten und Diagnoseverfahren unterschieden werden. Die Arzt-Auskunft ist zudem über eine Telefonhotline erreichbar.

Um schnell den passenden Arzt zu finden, ist es ratsam, das Suchbild festzulegen. "Fragen Sie sich, was der Arzt für Kompetenzen haben soll. Welche Fachrichtungen soll er beherrschen?", rät Judith Storf, Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft der PatientInnenstellen (BAGP) in München. "Soll er ganzheitliche Methoden kennen, Akupunktur beherrschen und Homöopathie?" Oder soll es ein Experte für exotische Krankheiten sein? Patienten interessieren sich nach Angaben von Judith Storf neben der medizinischen Kompetenz vor allem für die kommunikativen Fähigkeiten eines Arztes: "Eine typische Rückmeldung ist: Ich hatte keine Zeit, Fragen zu stellen. Ich bin über die Therapie und die Diagnose nicht aufgeklärt worden", erzählt sie.

Alle bisher vorgestellten Ärzteverzeichnisse haben eine Schwachstelle: "Aussagen über die Qualität eines Arztes beinhalten sie nicht", kritisiert Storf. "So was gibt es leider in Deutschland nicht. Es gibt auch kein unabhängiges Institut, das die Qualität der Ärzte testet." Es fehle eine zentrale Datenbank oder ein Bewertungsportal für ärztliche Leistungen. "Niedergelassene Ärzte unterliegen als Einzelunternehmer dem Personendatenschutz", erklärt Verbraucherschützer Christoph Kranich. Der Datenschutz stehe in dem Fall über der Transparenz. Das heißt: Offensichtliche Pfuscher dürfen nicht als solche gebrandmarkt werden. "Man darf nicht mal die Patientenmeinungen in einer Datei sammeln."

Die in der BAGP zusammengeschlossenen 22 Gesundheitsläden haben laut Judith Storf nur "inoffiziell" Unterlagen, in denen die Beschwerden von Patienten, Verdachtsfälle auf Behandlungsfehler und Meinungen über die Kompetenz von Ärzten gesammelt werden. "Das sind zwar zunächst subjektive Rückmeldungen, aber wenn sie sich häufen, sind sie Hinweise dafür, ob ein Arzt zur Zufriedenheit der Patienten arbeitet oder nicht", sagt sie. Und wenn ein vermeintlicher Halbgott in Weiß wirklich als Schwarzes Schaf erkannt wurde, gebe es auch Möglichkeiten, Rat suchende Patienten an dessen Praxis vorbeizulotsen. (Arnd Petry, dpa) / (jk)