Microsoft wirft Google Copyright-Missachtung vor
Thomas Rubin, Rechtsexperte beim Redmonder Softwareriesen, sieht in Googles Buchdigitalisierungen und der Video-Tochter YouTube systematische Copyright-Verletzungen.
Thomas C. Rubin, bei Microsoft als Rechtsexperte für Copyrights und Warenzeichen zuständig, greift in einer vorab veröffentlichten Rede für den Verlegerverband Association of American Publishers (AAP) den Suchmaschinen-Konkurrenten Google mit voller Breitseite an. Insbesondere kritisiert der Microsoft-Anwalt das Projekt Google Book Search, da es keine Rücksicht auf bestehende Copyright-Regelungen nehme. Rubin wird heute auf dem Jahrestreffen der AAP in New York sprechen.
Der Verlegerverband hatte im Oktober 2005 gegen Google eine Klage wegen angeblicher Copyright-Verletzungen eingereicht. Dem Suchmaschinenanbieter soll gerichtlich untersagt werden, Bücher ohne Zustimmung der Urheberrechte-Inhaber digital zu erfassen. An dieser Stelle springt Rubin der AAP bei. Google räumt den Rechteinhabern zwar ein Opt-out-Recht ein und erwecke dabei den Eindruck, als sei es das einzige Unternehmen, das auf dem Gebiet der Bücher-Digitalisierung und -Indexierung aktiv sei. Wenn aber noch weitere Unternehmen ähnliche Projekte wie Book Search starteten, müssten sich die Urheberrechtsinhaber mit all diesen auseinandersetzen, meint Rubin.
Der Microsoft-Anwalt vermutet hinter Googles Verhalten ein System, das beim Gebaren des Tochterunternehmens YouTube deutlich werde. Seit den Anfängen der Videoplattform beschwerten sich TV-Sender, Filmstudios und Plattenfirmen darüber, dass die Site wissentlich Copyright-Verletzungen toleriere. Aus der Sicht von Microsoft sei ein weiteres Beispiel beunruhigend. Google-Mitarbeiter hätten Werbetreibende dazu angeregt, Schlüsselwörter für ihre Werbeprogramme auszusuchen, die bei Suchanfragen zu illegal kopierter Software – einschließlich der von Microsoft – üblich sind.
Microsoft betreibe selbst Bücher-Digitalisierung, doch beschreite das Unternehmen andere Wege, erläutert Rubin. Entweder würden Werke digitalisiert, bei denen das Copyright ausgelaufen sei, oder es werde zunächst die Erlaubnis der Rechteinhaber eingeholt. Anders als Google sei Microsoft nicht nur auf technologischem Gebiet aktiv, sondern auch Inhalteanbieter. Google weise hingegen in der Datenbank des US-amerikanischen Copyright Office keinen einzigen Eintrag auf und profitiere lediglich von den Erzeugnissen anderer, von daher unterschieden sich beide Unternehmen in ihrer Perspektive.
Das Wall Street Journal zitiert heute Google-Anwalt David Drummond, laut dem das Hauptziel von Book Search und YouTube sei, den Nutzern das Finden jeglicher von Inhalte-Anbietern bereitgestellten Information zu ermöglichen. Google tue dies unter Anerkennung internationaler Urheberrechtsgesetze. Davon würden auch die Autoren, Verleger und Produzenten profitieren. Rubin stellt dem entgegen, kurzfristig mögen die Nutzer von dem Reichtum der verfügbaren Informationen profitieren, langfristig würden darunter aber die Inhalte-Erzeuger zu leiden haben, da Google die Copyrights systematisch verletze und so den Autoren und Verlegern wichtige Einnahmequellen vorenthalte. (anw)