Cebit

Hoffen und Bangen der IT-Branche mit Windows Vista und Office 2007

Auch für Microsoft ist die Teilnahme an der weltgrößten IT-Messe CeBIT längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Zur CeBIT 2007 erhoffen viele aus der Branche jedoch von Microsoft eine Führungsrolle auf der Leitmesse der IT-Industrie.

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Von
  • Christoph Dernbach
  • dpa

Auch für Microsoft ist die Teilnahme an der weltgrößten IT-Messe CeBIT längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Schon im Herbst 2004 hatte der damalige Deutschlandchef Jürgen Gallmann die Präsenz seines Unternehmens auf dem Messegelände in Hannover ganz offen zur Disposition gestellt ("Wald- und Wiesen-Messe"). Nun stellen sich die Topmanager des weltgrößten Softwarekonzerns jedes Jahr erneut die Frage, ob sich der aufwendige Auftritt wirklich lohnt. Zur CeBIT 2007 erwartet die Branche jedoch von Microsoft kein Zögern, sondern eine Führungsrolle auf der Leitmesse der IT-Industrie. Die neu vorgestellten Hauptprodukte des Softwaregiganten, Windows Vista und Office 2007, sollen auch das Geschäft der Partner vorantreiben.

Die Signale, ob Microsoft tatsächlich die Rolle des Schrittmachers eines großen Aufschwungs in der Hard- und Softwarebranche übernehmen kann, sind jedoch widersprüchlich. Zum Marktstart von Windows Vista Ende Januar versprach Microsoft-Chef Steve Ballmer noch, dass Office und Vista sich schnell durchsetzen werden. "Wir werden mit Vista in den ersten drei Monaten nach Marktstart den Absatz im Vergleich zur Einführung von Windows 95 verfünffachen", verkündete er. Mitte Februar warnte Ballmer dann Analysten davor, zu hohe Erwartungen an das neue Windows-System zu knüpfen. Eine Woche später korrigierte Microsoft-Mitbegründer Bill Gates seinen Freund Steve und betonte, Windows Vista stoße auf regen Zuspruch und habe seit dem Marktstart die Verkäufe der PC-Händler angetrieben.

Zur Schlussbilanz der CeBIT in diesem Jahr wird vermutlich ein klareres Bild entstehen, ob Windows Vista nun tatsächlich die Branche nach vorne gebracht hat. Immerhin nutzen einige Hardware-Neuheiten, die zur CeBIT angekündigt wurden, neue Funktionen des Vista-Systems. Dazu gehören beispielsweise neuartige Laptops mit der so genannten SideShow-Technik. Das ist ein kleiner Bildschirm an der Außenseite des Notebooks, der E-Mails und andere kompakte Informationen anzeigen kann, selbst wenn der Rechner ausgeschaltet ist.

Auf der Messe wird auch von Interesse sein, wie die neue Office-Bürosoftware von Microsoft vom Markt akzeptiert wird. Schließlich wird die endgültige Fassung von Office 2007 auf der CeBIT erstmals im Detail einem breiten Publikum präsentiert. Um die Office-Familie von Microsoft hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten eine Art Biotop von kleineren Softwarefirmen entwickelt, die Zusätze und Anpassungen programmieren. Auf der CeBIT muss Microsoft beweisen, dass Office 2007 geeignet ist, dieses Biotop am Leben zu erhalten und den Vormarsch freier Alternativen wie OpenOffice oder neuen Web-Anwendungen wie denjenigen von Google zu stoppen.

Das Engagement von Microsoft auf der CeBIT wird erschwert durch Herausforderungen ganz anderer Art. Auch während der Ausstellungstage in Hannover muss sich Microsoft mit dem Kartellstreit mit der Europäischen Kommission beschäftigen, die gegen den US-Konzern im März 2004 wegen Verstoßes gegen europäische Wettbewerbsregeln eine Geldstrafe in Höhe von 497 Millionen Euro und Produktauflagen verhängt hatte. Bis Ende März muss sich Microsoft erneut gegenüber der Kommission dazu äußern, ob Wettbewerber einen fairen Zugang zu Schnittstelleninformationen für Arbeitsgruppen-Server erhalten. Fällt die Antwort aus Sicht Brüssels unzureichend aus, droht dem Konzern ein neues gigantisches Bußgeld von bis zu 900 Millionen Euro.

Die Klärung der Konfrontationsstellung zwischen der EU-Kommission und dem Konzern wird auch eine der Hauptaufgaben des neuen Chefs von Microsoft Deutschland, Achim Berg, sein. Der 42-Jährige, der für die Deutsche Telekom bei Regulierungsdebatten in Brüssel so manches heiße Eisen aus dem Feuer geholt hat, war im Dezember 2006 aus dem T-Com-Vorstand zu Microsoft gewechselt. Wegen der Brüsseler Angelegenheit wird Berg sich auch nur zwei oder drei Tage in Hannover um seine Kunden und Partner kümmern können. (Christoph Dernbach, dpa) / (jk)