Millionenförderung für Sicherheitsforschung

Rund 1000 Teilnehmer haben sich in Berlin zu ersten Europäischen Konferenz für Sicherheitsforschung versammelt.

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"Sicherheit und Freiheit bedingen einander": Mit diesen Worten eröffnete die Bundesministerin für Bildung und Forschung Anette Schavan am heutigen Montagmorgen die Europäische Konferenz für Sicherheitsforschung im Maritim Hotel Berlin. Auf der zweitätigen Konferenz befassen sich im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft rund 1000 internationale Experten aus Forschung, Wissenschaft und Politik, Vertreter der sich mit Sicherheit befassenden Behörden sowie Netzbetreiber mit Ideen, Konzepten und Programmen zur zivilen Sicherheitsforschung der Europäischen Union.

Moderne Industriegesellschaften sind dicht mit Infrastrukturnetzen überzogen, die Mobilität, Energie und Informationsflüsse bereitstellen, erklärte Schavan. Man sei auf deren reibungsloses Funktionieren angewiesen, denn "Naturkatastrophen, große technische Unfälle und Anschläge können in einer dicht vernetzten Welt große Folgeschäden auslösen, bis hin zur Destabilisierung der Gesellschaft". Dafür sei eine länderübergreifende Sicherheitsforschung notwendig, die unterstützt durch nationale Programme Sicherheitsforschung aus einem Guss ergebe. In der anschließenden Pressekonferenz stellte die Bundesministerin ein eigenes Sicherheitsforschungsprogramm vor: Ihr Ministerium stellt in den nächsten vier Jahren 123 Millionen Euro zur Verfügung. Im Mittelpunkt der Forschung sollen ausgewählte Gefahrenszenarien stehen – erstmals wird die technologische Forschung dabei von Anfang an durch Geisteswissenschaften begleitet werden – etwa um mögliche Akzeptanzprobleme bereits im Vorfeld zu erkennen.

Der deutsche Vizepräsident der EU-Kommision Günter Verheugen kündigte unter anderem die Schaffung eines neuen Gremiums an: Fortan sollen im European Security and Innovation Forum Sicherheitspolitiker und Sicherheitsforscher Hand in Hand arbeiten. "Wir müssen reflektieren, was wir wollen, wie weit wir gehen können, wo die Grenzen sind", mahnte der EU-Kommissar die Balance zwischen Sicherheit und Freiheit an und blickte dabei kritisch in Richtung Amerika. Verheugen warnte auch, dass der Markt für europäische Sicherheitslösungen zersplittere und nannte als Beispiel die Arbeiten zu Software Defined Radio. Es habe einfach keinen Sinn, Technologien doppelt zu entwickeln. Im Hinblick auf so genannte Lead Markets mache es für Europa nur Sinn "das zu entwickeln, was es anderswo auf Welt nicht gibt", erklärte Verheugen. Ziel sei es, dass Hersteller mit europäischen Produkten auf den Weltmarkt gehen und sich durchsetzen können.

Franco Frattini, ebenfalls Vize-Präsident der Europäischen Kommission sekundierte: "Europa war bisher der Konsument von Sicherheitstechnologie, nun sollte es zum Produzenten werden." Beide EU-Kommissare betonten, dass Hochtechnologie auch die Privatsphäre des einzelnen Bürgers schützen solle, nannten jedoch keine konkreten Vorschläge.

Siehe dazu das Interview mit Professor Jürgen Beyerer, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Informations- und Datenverarbeitung, bei Technology Review online:

(Gordon Bolduan) / (wst)