Zwei RĂĽcktritte im Aufsichtsrat der Denic

Die deutsche Registry kommt nicht zur Ruhe: Nachdem Vorstand Sabine Dolderer vor gut drei Wochen überraschend ihren Posten geräumt hatte, warfen nun zwei Aufsichtsräte das Handtuch.

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Von
  • Monika Ermert

Nachdem die Denic eG sich Ende März unerwartet von ihrer langjährigen Vorstandsfrau Sabine Dolderer getrennt hatte, warfen heute zwei der für die Entscheidung mitverantwortlichen Aufsichtsratsmitglieder das Handtuch. Der Mitgründer und frühere CTO von Schlund und Partner, Eric Schätzlein, und Knipp-Geschäftsführer Elmar Knipp teilten den Denic-Mitgliedern ihre Rücktritte mit. Eine konstruktive Zusammenarbeit im Aufsichtsrat sei derzeit nicht mehr möglich, schrieb Knipp in seiner Mitteilung. Während Schätzlein nicht wieder für einen Aufsichtsratsposten kandidieren will und die Entscheidung gegen Sabine Dolderer inzwischen ausdrücklich infrage stellt, will Knipp sich bei der bevorstehenden Generalversammlung zur Wiederwahl stellen.

Er trage die Entscheidung im Fall Dolderer nach wie vor mit, so Knipp gegenüber heise online. "Es gibt demokratische Spielregeln in einem solchen Gremium, und an die habe ich mich immer gehalten." Mehrheitsentscheidungen, auch wenn sie umstritten seien, müssten von allen Aufsichtsratsmitgliedern mitgetragen werden. Allerdings hält Knipp es auch für möglich, die Personalentscheidung zu revidieren. "Ich halte heutzutage alles für möglich", sagte er. Natürlich würden solche Überlegungen auch von Dolderers weiteren Plänen abhängen. Knipp überlegt allerdings, trotz seines heutigen Rücktritts erneut zu kandidieren und weiter einen "guten Job für die Denic" zu machen.

Schätzlein begründete seinen Rücktritt damit, dass er den Weg für einen echten Neuanfang der Denic freimachen wolle. Dafür sei möglicherweise auch ein "unverbrauchter" Aufsichtsrat nötig. Schätzlein war als letzter der amtierenden Aufsichtsräte in das Gremium eingezogen. Nach Auskunft von Pressesprecher Klaus Herzig wurde Schätzlein 2001 in den Aufsichtsrat gewählt; Knipp gehört dem Gremium seit 1998 an. Die anderen Mitglieder sitzen seit den Gründungszeiten der Denic im Aufsichtsrat, allen voran der Vorsitzende Sebastian von Bomhard, Geschäftsführer von space.net. Er ist seit 1996 dabei und verteidigte nach dem Paukenschlag im März die Trennung von Dolderer.

Den Rücktritt seines Aufsichtsratskollegen Knipp sieht von Bomhard als Wahlkampfauftakt. Schätzleins Rücktritt nannte er nachvollziehbar, allerdings fehle ihm noch eine genaue Begründung. Im Gespräch mit heise online sagte der Aufsichtsratschef, er wolle ebenso wiederkandidieren wie seine beiden Münchner Kolleginnen Ulrike Jendis (seit 1996 im Aufsichtsrat) und Angela Wilson (seit 1998). Mit der "Macht der Gewohnheit" erklärte von Bomhard seine persönliche Motivation. Er habe sich seit Gründungszeiten, in denen er für das Genossenschaftsmodell geworben habe, für die Denic verantwortlich gefühlt. Gerade in der aktuellen Situation aufzuhören, berge auch eine gewisse Gefahr. "Es könnte sein, dass wir dann einen Vorstand bekommen, der in eine ganz andere Richtung zieht", fürchtet von Bomhard. Auf Wahlkampf habe er eigentlich keine Lust. Allerdings sieht sich der Aufsichtsratsvorsitzende mit deftigen Parolen gegen die "Münchner Clique" – von Bomhard, Jendis und Wilson – konfrontiert.

Denic-Mitglieder hatten in den vergangenen Jahren die wiederholten Wechsel von Aufsichtsratsmitgliedern in den Vorstand und Vorstandsmitgliedern in den Aufsichtsrat kritisiert. Damit seien aus Wächtern Angestellte geworden und umgekehrt. Dazu gibt es offenbar eine Debatte darüber, Aufsichtsratssitze grundsätzlich nur an Denic-Mitglieder oder deren Mitarbeiter zu vergeben. Ein entsprechender Beschluss würde Jendis treffen, die beim Max-Planck-Institut für Biochemie als Verwaltungsleiterin tätig ist, und auch den zurückgetretenen Schätzlein.

"Die Entscheidung gegen Sabine Dolderer war eine Palastrevolution, jetzt muss man abwarten, ob es eine Konterrevolution gibt", sagt Marcus Fauré, Geschäftsführer von Global Village. Fauré gehört zu den Kritikern der Entscheidung. Er sorgt sich vor allem um die gute Vertretung gegenüber weitergehenden Forderungen von Seiten der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN).

"Per-Domain-Gebühren sind nicht endgültig vom Tisch", fürchtet er und verweist auf die Erfolge von Dolderer in der Auseinandersetzung mit den privaten DNS-Verwaltern. Sollte die Denic pro registrierter .de-Domain an ICANN bezahlen müssen, würden die Domains etwas teurer. Außerdem fürchtet Fauré, dass das Klima innerhalb der Denic leiden könnte. Während Pressesprecher Herzig darauf hinweist, dass das operative Geschäft in Frankfurt wie gewohnt seinen Gang geht, belegt der heutige Rücktritt im Aufsichtsrat, dass es kräftig knirscht bei der erfolgsgewohnten Registry.

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(Monika Ermert) / (vbr)