Festplatten ohne mechanische Drehung

Forscher der Universität Hamburg feilen an einem Konzept, um Festplatten die mechanische Drehung zu ersparen.

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Von
  • Boi Feddern

Einem internationalen Team von Physikern ist ein experimenteller Durchbruch gelungen, der die Kapazität, Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit von Festplatten deutlich steigern könnte. Guido Meier und seiner Forschungsgruppe an der Universität Hamburg verwendeten einen nur Bruchteile von Sekunden dauernden Impuls von spinpolarisiertem Strom, um die Trennwände magnetischer Bereiche (Domänen) auf einer Oberfläche mit einer Geschwindigkeit von 110 Metern pro Sekunde zu verschieben.

Zum Lesen der Informationen wurde ein hochauflösendes Röntgenmikroskop verwendet, das Schnappschüsse der Domänenwände vor und nach den Stromimpulsen machte. Zukünftige Festplatten könnten dann Informationen verarbeiten, indem sie eine vorhandene Domänenwand als "1" und eine fehlende Wand als binär "0" interpretieren. Bei heute üblichen Festplatten müssen noch ganze magnetische Bereiche mit den darin gespeicherten Bits durch schnelle Rotationen der Magnetscheiben unter einem Schreib-/ Lesekopf vorbeigeschubst werden. Je nach Richtung der Magnetisierung entspricht ein Bit einer "0" oder einer "1". Die mechanische Drehung führt jedoch zu einem Verschleiß der Bauteile und langfristig im ungünstigsten Fall zu einem Laufwerksdefekt. Deshalb liegt es eigentlich nahe, sich der mechanischen Teile zu entledigen.

Guido Meier und sein Forschungsteam bedienten sich bei ihren Versuchen eines bereits vor drei Jahren von IBM-Forschern entwickelten Konzepts namens Racetrack – wörtlich übersetzt Rennbahn – und optimierten es noch etwas. Obwohl das Konzept an sich vielversprechend ist, gilt es noch einige Hürden zu überwinden, bis Festplatten künftig die mechanische Drehung erspart bleibt. Den Forschern gelang es bislang zwar, die Trennwände von Domänen mit atemberaubendem Tempo auf der Oberfläche einer Nickel-Eisen-Legierung zu verschieben – allerdings nur über eine sehr kurze Distanz. Danach blieben die Wände aufgrund von Unregelmäßigkeiten in der kristallinen Oberfläche hängen. Eine der Hauptaufgaben der Forscher ist es nun, zu klären, ob sich Medien fertigen lassen, die keine Fehlerstellen aufweisen. Ein anderer Ansatz wäre, einen Weg zu finden, um die Fehlerstellen zu kontrollieren. (boi)