ver.di erhöht Druck auf Telekom
Auch in der dritten Woche geht der Streik bei der Deutschen Telekom weiter. Aus dem Bundestag gab es Kritik an den Telekom-Plänen.
Die Gewerkschaft ver.di hat den Streik bei der Deutschen Telekom nach eigenen Angaben ausgeweitet. "Am Mittwoch beteiligten sich bundesweit insgesamt 25.000 Menschen an den Protesten", sagte der Streikleiter der Gewerkschaft, Ado Wilhelm, auf Anfrage. In mehreren Städten gab es Kundgebungen, zu denen auch Beschäftigte aus anderen ver.di-Bereichen angereist waren. Durch den Streik war unter anderem erneut der Kundendienst betroffen. Am Donnerstag wollen nach Angaben der Gewerkschaft rund 16.000 Beschäftigte die Arbeit niederlegen.
Der Protest richtet sich gegen die geplante Verlagerung von rund 50.000 Telekom-Mitarbeiter in neue Servicegesellschaften unter dem Namen T-Service. Der Konzern will dadurch seine Kosten um bis zu 900 Millionen Euro jährlich senken und die Servicequalität verbessern. Im Gegenzug bietet das Unternehmen eine Verlängerung beim Kündigungsschutz bis 2011 sowie die Schaffung neuer Arbeitsplätze.
Auch in der dritten Streikwoche zeichnet sich keine Einigung zwischen den Tarifparteien ab. "Wir haben keine neuen Signale von der Telekom für neue Gespräche bekommen", sagte ver.di-Bundesvorstand Lothar Schröder. Die Telekom will nach der Ablehnung der Gewerkschaft T-Service nun zum 1. Juli im Alleingang gründen. Den betroffenen Mitarbeitern will der Konzern nach früheren Angaben bis zum Monatsende ein Angebot unterbreiten. Dem Vernehmen nach führen die Tarifparteien informelle Gespräche, wobei allerdings nicht über Inhalte oder ein neues Angebot verhandelt werde. Als Knackpunkt gilt die geplante Lohnkürzung um neun Prozent, die für ver.di nicht akzeptabel ist. Verhandlungsführer Schröder verwies auf die kürzlich vereinbarte Lohnerhöhung für die Mitarbeiter des Telekom-Konkurrenten Arcor.
Für neue Unruhe sorgten Abmahnungen, die laut ver.di an Beschäftigte verschickt worden sind. Die Mitarbeiter hätten sich geweigert, "an fingierten Notdiensteinsätzen teilzunehmen", sagte Streikleiter Wilhelm. "Die erste Amtshandlung des neuen Telekom- Personalvorstands Thomas Sattelberger richtet sich gegen die Beschäftigten. Damit will er sich offenbar einen Ruf als Scharfmacher erwerben." Die Telekom wies die Vorwürfe zurück.
Kritik von Linkspartei und GrĂĽnen
Unterdessen haben Linkspartei und Grüne den geplanten Konzernumbau bei der Deutschen Telekom scharf kritisiert. Die Bundesregierung als Anteilseigner habe den Kurs gebilligt, der Auslöser des gegenwärtigen Streiks sei, sagten Redner der beiden Oppositionsparteien am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde des Bundestages in Berlin. Der Fraktionsvize der Linkspartei, Klaus Ernst, warf dem Konzern vor, die Interessen der Aktionäre über diejenigen der Mitarbeiter zu stellen. Für die Grünen stellte die Abgeordnete Brigitte Pothmer fest, die Telekom-Beschäftigten hätten schon ausreichend Solidaritätsbeiträge geleistet. Ihnen werde ein Lohnverzicht von neun Prozent abverlangt, während für 2007 erneut eine Rekorddividende von drei Milliarden Euro ausgezahlt werden solle.
Vertreter der Regierungsfraktionen CDU/CSU und SPD appellierten an das Management und die Gewerkschaft ver.di, sich wieder an den Verhandlungstisch zu setzen und eine Lösung zu suchen. Nach Ansicht des SPD-Abgeordneten Martin Dörmann (SPD) sollte der Bund "auf absehbare Zeit" mehr als 25 Prozent der Telekom behalten, auch um Übernahmen durch Wettbewerber zu verhindern.
Siehe dazu die Linkliste in c't-Hintergrund:
(dpa) / (vbr)