Computex

TV-Karten und Fernsehen für unterwegs

Drei verschiedene TV-Programme parallel ansehen oder aufzeichnen? Auch im Ausland ohne SAT-TV das heimische Fernshprogramm genießen? Kein Problem, auf der Computex finden sich passende Lösungen.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Georg Schnurer

Die Suche nach der passenden TV-Lösung führt nicht selten zur totalen Verwirrung – nicht nur beim Anwender. Was darf es sein, Analog- oder Digital-TV? Erfolgt der Empfang über Antenne, Kabel oder Satellit? Oder sollen mehrere Empfangsmöglichkeiten genutzt werden, also etwa Analog-TV und DVB-T? Dann wäre ein Hybrid-Empfänger hilfreich. Ach so, während der Aufzeichnung soll man auf einem anderen Kanal fernsehen können: Es muss also ein Dual-Empfänger sein. Oder doch lieber Dual-/Hybrid? Soll der TV-Empfänger in einen PCI- oder PCIe-Slot passen, oder soll er doch lieber via USB-Port mit dem Rechner Verbindung aufnehmen? Und dann auch noch etwas Passendes fürs Notebook: Also zum festen Einbau in den Mini-PCI-Slot oder soll es doch lieber eine Lösung für den CardBus- oder Express-Card-Slot sein? Schon verwirrt? Wie wär's mit einer externen Box?

TV-Karten und Fernsehen für unterwegs (4 Bilder)

TV-Karten und Fernsehen für unterwegs

KWorld zeigt TV-Karten mit drei Tunern, hier die PCI-Express-Variante. Die Prototypen haben noch keinen Namen, auch zu Verfügbarkeit und Preis wollte man noch keine Angaben machen.

Mitunter verheddern sich selbst die Produktmanager der Hersteller im Gewirr der vielen inzwischen angebotenen TV-Karten-Formate. Man sollte meinen, inzwischen gäbe es hinreichend viele verschiedene TV-Empfänger für den PC-Einsatz. Doch KWorld will das Angebot demnächst um eine Triple-Hybrid-Karte erweitern, mit der man dann drei verschiedene Programme auf zwei unterschiedlichen Empfangswegen unabhängig voneinander ansehen und aufzeichnen können soll. Auf der Computex zeigte man zwar den noch namenlosen Prototypen, zu Verfügbarkeit und Preis wollte man aber noch keine Angaben machen.

Andere Hersteller wie Compro konzentrieren sich da lieber auf Detailverbesserungen bei den bereits vorgestellten TV-Lösungen. Eine überarbeitete Software und eine neue Fernbedienung sollen die Käufer begeistern. Mit überarbeiteter Software kann freilich auch AVerMedia aufwarten. Daneben zeigte man auch noch eine besonders kompakte TV-Karte für den ExpressCard-Slot moderner Notebooks. Das kleine Kärtchen verschwindet komplett im Slot und dürfte damit erheblich unempfindlicher sein als vergleichbare Produkte anderer Hersteller.

Fernreisende, die unterwegs die Sehnsucht nach dem heimischen TV-Programm packt, haben KWorld mit dem Live-Q und ADigit mit gogomedia im Visier. Das Prinzip der beiden Produkte ist identisch: Der PC daheim wird via Internet ferngesteuert und liefert das Live-TV-Programm oder Aufzeichnungen an jeden Punkt der Welt, an dem man einen Internet-Zugang hat. Das heimische TV-Programm kann dann per PC, Notebook, PDA oder auch 3G-Telefon betrachtet werden. Die gogomedia von ADigit bietet zudem einen TV-Eingang und ermöglicht so auch noch die Übertragung anderer Video- und Audiosignale. Ein IR-Sendemodul soll auch externe Geräte steuern können. Als "gogomedia Pro" bringt das Gerät auch noch einen WLAN-Router sowie einen Anschluss für eine externe USB-Festplatte mit. Damit kann es dann TV-Sendungen auch unabhängig vom PC aufzeichnen. Ein weiteres Schmankerl der Pro-Version ist der integrierte UPnP-Router mit Pass-Through-Funktion: Er ermöglicht die Kopplung von zwei (Media-)Netzwerken via Internet.

Größter Pferdefuß: Sowohl die gogomedia als auch Live-Q von KWorld können bislang nur mit den in Deutschland langsam aussterbenden analogen TV-Signalen umgehen. Bei der gogomedia könnte man sich zwar behelfen, indem man eine Setup-Box mit dem IR-Sender fernsteuert und deren Signal über den TV-Eingang einfängt – doch jeder, der schon einmal mit solchen Konstruktionen experimentiert hat, weiß, wie unzuverlässig so etwas in der Praxis funktioniert.

Eine weitere Falle – speziell für deutsche Interessenten – haben die heimischen DSL-Anbieter aufgestellt: Zur Übertragung eines TV-Bilds via Internet benötigt man einen halbwegs schnellen Upstream. Während KWorld keinerlei Angaben zur benötigten Bandbreite macht, räumt ADigit immerhin ein, dass es bei knappen Bandbreiten schon mal zu Verlusten bei der Bildqualität kommen könnte. Ideal sei ein Upstream von 1 MBit/s, doch auch mit 512 kBit/s seien an PC oder Notebook durchaus gute Resultate zu erzielen, erläuterte uns Firmenchef Tzuu-Horng Lin. Doch das sei ja wohl für ein Hochtechnologieland wie Deutschland kein Problem ... In Taiwan und weiten Teilen Asiens habe man in der Regel eine symmetrische Anbindung mit weit höheren Up- und Download-Raten, und teuer sei das auch nicht. Angesichts solcher Aussagen scheint Good Old Germany dann ja wohl nicht das Internet-Paradies zu sein – und das trotz ADSL2+ und VDSL. Wie zum Trost erklärte Herr Lin zum Abschied noch, dass die TV-Übertragung auf die kleinen Bildschirme von PDAs und Mobiltelefonen auch mit 64 kBit/s prima funktionieren würde. Im Übrigen habe man die ersten 300 Exemplare der gogomedia bereits an einen Berliner Händler verkauft.

Fernsehen für unterwegs verspricht auch CyberLink und stellt den Geräteherstellern eine immer weiter wachsende Palette geeigneter Software-Module vor. Was sich damit so alles realisieren lässt, zeigt ein Mobiltelefon von Gigabyte eindrucksvoll: Die CyberLink-Software decodiert das von einem integrierten DVB-T-Empfänger gelieferte TV-Signal und zaubert es auf den Mini-Bildschirm des Mobiltelefons. Etwas irritierend wirkt nur die ausziehbare DVB-T-Antenne. Sie will so gar nicht zu einem modernen Handy passen und sorgt unfreiwillig für "Kofferradio-Feeling". (gs)