Computer der Raumstation ISS weiterhin außer Betrieb

Die Besatzung der ISS arbeitet weiterhin an einem ernsten Computerproblem. Seit zwei Tagen ist der unter anderem für die Lagekontrolle zuständige Zentralcomputer im russischen Teil der Station komplett ausgefallen.

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Die Besatzung der Internationalen Raumstation ISS hat das anhaltende Computerproblem im russischen Teil der Station bisher nicht beheben können, das System ist weiterhin abgeschaltet. Die Besatzung und Experten am Boden arbeiten weiterhin mit hoher Priorität daran, das System wieder in Betrieb zu nehmen. Es ist für die Lagekontrolle, die Erzeugung von Sauerstoff und die Wasseraufbereitung zuständig.

In der Nacht waren Vermutungen lautgeworden, dass Probleme mit der elektromagnetischen Verträglichkeit oder Störsignale auf den Stromversorgungsleitungen Ursache für den Ausfall sein könnten. Die Besatzung ging dem nach und nahm Messungen der Versorgungsspannungen mit einem Oszilloskop vor, berichtete Flugdirektorin Holly Ridings. Dabei seien auf den ersten Blick keine Auffälligkeiten festgestellt worden, die Analyse laufe aber noch. Probeweise wurde die Stromversorgung aus dem neuen Modul vorübergehend abgeschaltet, was jedoch das Problem nicht behob.

Der Besatzung gelang es lediglich, eines von insgesamt drei redundanten Systemen und das Terminal vorübergehend zu starten, nach kurzer Zeit schaltete sich der Computer aber wieder ab. Daraufhin wurde der Computer komplett deaktiviert und soll den ganzen Tag abgeschaltet bleiben. Unterdessen nehmen Experten am Boden eine Analyse der Fehlerursache vor. Sie schließen aus, dass es sich um einen Designfehler handeln könnte.

Die sich hinziehende Fehlersuche macht es wahrscheinlicher, dass das Space Shuttle Atlantis länger als geplant an der Raumstation angedockt bleiben muss. Eine Entscheidung darüber ist bislang allerdings noch nicht gefallen. Bereits gestern waren alle nicht dringend benötigten Systeme des Shuttles abgeschaltet worden, um Energie zu sparen und damit die Missionsdauer ausdehnen zu können.

Die Steuerdüsen des Shuttles könnten einspringen, wenn eine Lagekorrektur erforderlich würde. Für die Lagekontrolle der ISS sorgt derzeit ein Kreiselinstrument im amerikanischen Teil der Raumstation, das allerdings nur eine gewisse Zeit diese Aufgabe übernehmen kann. Geriete die Raumstation außer Kontrolle, wäre beispielsweise die Energieversorgung nicht mehr gewährleistet, da die Sonnensegel korrekt ausgerichtet sein müssen. Die Sauerstoffversorgung ist vorerst nicht gefährdet; der ständige Notvorrat reicht für 56 Tage.

Falls es nicht gelingt, den Computer für die Lagekontrolle bis zum Ablegen der Raumfähre wieder in Betrieb zu setzen, müsste die Besatzung möglicherweise aus Sicherheitsgründen evakuiert werden. NASA-Sprecher betonen, dass dies sehr unwahrscheinlich sei. Man habe genug Zeit und Ressourcen, um das Problem zu lösen. Gestern konnte die Sojus-Rettungskapsel, die vorübergehend auf autonome Stromversorgung umgestellt werden musste, wieder aus dem Bordnetz versorgt werden, was andernfalls ein ernstes Problem hätte werden können, da die Rettungskapsel nur beschränkte Batteriekapazitäten aufweist.

Die für die Mission geplanten Arbeiten an der Station laufen trotz der Computerprobleme wie geplant weiter. Die Atlantis-Mission musste bereits um zwei Tage verlängert werden, da der Hitzeschild der Raumfähre beim Start beschädigt worden war. Die Reparatur soll heute erfolgen. (uma)