EU-Kommission mit Einführung der Roaming-Tarife "insgesamt zufrieden"

Die EU-Kommission ist mit den Fortschritten bei der Einführung des EU-Tarifs insgesamt zufrieden und lobte die deutschen Netzbetreiber, auch wenn E-Plus die Einführung der Tarife zuletzt um einen Monat verschoben hatte.

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Die von der EU verfügte drastische Preissenkung für das Telefonieren mit dem Handy im Ausland wird von den meisten Mobilfunkbetreibern respektiert. "Insgesamt sind wir mit der Umsetzung der entsprechenden Verordnung zufrieden", sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel. Die Betreiber müssen den so genannten "Eurotarif" seit 30. Juli anbieten und spätestens ab 30. August auch tatsächlich auf diesen Tarif umstellen können. Er darf für im Ausland geführte und eingehende Gespräche nicht mehr als 49 Cent pro Minute beziehungsweise 24 Cent betragen. Brüssel hatte 95 Mobilfunkbetreiber in der EU gefragt, wie sie die Verordnung zur Preissenkung anwenden und erstellte mit den gesammelten Informationen eine tabellarische Übersicht.

Zwei der vier großen Mobilfunkanbieter in Deutschland bekamen von der EU-Kommission gute Noten für ihre Antwort auf die Preisbegrenzung. T-Mobile und Vodafone haben den Eurotarif deutlich früher als zum 30. August aktiviert: T-Mobile ab 1. Juli, Vodafone ab 29. Juli. Die deutsche Telefonica-Tochter O2 will den EU-Tarif Ende August einführen. Der Düsseldorfer Anbieter E-Plus hatte ursprünglich die Einführung für alle Kunden zum 1. August geplant und taucht mit diesem Datum auch in der Tabelle der EU-Kommission auf. Vergangene Woche verschob der Anbieter die Einführung für Kunden mit einem Laufzeitvertrag unter Hinweis auf die komplizierte Systemumstellung auf Ende des Monats.

Der billigste EU-Tarif wird nach Angaben der Kommission vom britischen Betreiber "3" angeboten: Er liegt bei 31,5 Cent für einen Anruf aus dem Ausland und bei 12,6 Cent für einen aus dem Ausland eingehenden Anruf. Auch die irische Schwester des Anbieters glänzt mit einem ähnlich günstigen Tarif. "3" ist damit aber auch der einzige Ausreißer nach unten. Die anderen Anbieter auf der Liste orientieren sich bei der Preisgestaltung zumeist genau an den von Brüssel gesetzten Obergrenzen. Der von Kommissarin Vivane Reding erhoffte Wettbewerb unter dem Dach der EU-Tarife bleibt also bisher aus, auch wenn die Anbieter bei dem Thema nicht müde werden zu betonen, dass es bereits günstige Tarife im Angebot gebe.

Immerhin profitieren nach Redings Einschätzung bereits rund 50 Prozent der Verbraucher in der EU von erheblich – teilweise um bis zu 70 Prozent – gesenkten Tarifen. Lediglich "in einigen wenigen Fällen" versuchten "schwarze Schafe", die Auswirkungen der Verordnung durch "unübersichtliches oder möglicherweise sogar wettbewerbsfeindliches Verhalten hinauszuzögern". Zu den Negativbeispielen der Kommission gehört ein Betreiber in Zypern, der erst zum 30. August den Eurotarif anbieten will.

Weniger zufrieden mit der Einführung des EU-Tarifs zeigten sich dagegen die europäischen Verbraucherschützer. Die Tarife seien noch "sehr weit von den wahren Kosten entfernt", sagte Levi Nietvelt von der Europäischen Verbraucher-Organisation BEUC der dpa. Die Anbieter zahlten für das so genannte Roaming selbst etwa 10 bis 14 Cent pro Minute. Ihren Kunden dürften sie aber auch nach dem neuen Eurotarif noch 49 Cent für abgehende und 24 Cent für eingehende Gespräche (jeweils plus Mehrwertsteuer) in Rechnung stellen.

Siehe dazu auch den Artikel auf heise mobil:

(vbr)