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Spielehersteller uneins über plattformübergreifende Multiplayer-Konzepte

Mehrspielerschlachten, bei denen Windowsianer gegen Xbox-360-Freunde antreten dürfen, sind für manche Spielemacher eine lohnende Aufgabe, andere halten nichts davon.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Nico Nowarra

Viele aktuelle und kommende Spieletitel erscheinen für mehrere Plattformen. Die verschiedenen Versionen für Konsolensysteme und Computer erscheinen meistens mit geringem Zeitabstand oder sogar gleichzeitig. Speziell bei Shootern, Rollenspielen und Strategietiteln gehört Multiplayer-Tauglichkeit fast schon zum guten Ton (Bilderstrecke). Warum sollten Nutzer desselben Spiels auf verschiedenen Plattformen nicht in gemeinsamen Online-Spielesitzungen mit- und gegeneinander antreten?

Obwohl Microsofts First-Person-Shooter Shadowrun als erstes Spiel gezeigt hat, dass es technisch möglich ist, bei Mehrspielerpartien Windows-Nutzer gemeinsam mit Xbox-360-Spielern auf einem Server agieren zu lassen, findet die Idee des Cross-Platform-Gaming bei Entwicklern bislang überraschend wenig Anklang.

Multiplayer-fähige Spiele auf Windows-PC und Spielkonsole (6 Bilder)

Multiplayer-fähige Spiele auf Windows-PC und Spielkonsole

Stranglehold ist inszeniert wie ein John-Woo-Film und ebenso actiongeladen.

Sowohl bei Gearbox' auf der Games Convention erstmals vorgestelltem First-Person-Shooter Borderlands als auch bei Midways kommendem John-Woo-Actionreißer Stranglehold, die beide mehrspielerfähig sind und auf Xbox wie auch für Windows erhältlich sein werden, will man auf die plattformübergreifende Vernetzung verzichten.

Stranglehold setzt auf cinematisch aufgebaute Feuergefechte, bei denen nicht nur sämtliche Objekte im Kampf zerstört werden können, sondern bei denen die Protagonisten akrobatische Manöver beim Abfeuern ihrer Waffen vollführen. In bester John-Woo-Tradition schießt der Held mit zwei Pistolen gleichzeitig, feuert mit seiner Schrotflinte regelrechte Salven auf seine Feinde – und das, während er am Kronleuchter hängt oder den Servierwagen als Fahrzeug benutzt. Ausgiebig kommen dabei Zeitlupeneffekte ("Bullet Time") und Actionfilm-artige Kameraschnitte zum Einsatz. Nachdem die Helden einen Schauplatz von Schurken befreit haben, ist dieser völlig demoliert.

Ebenfalls gegen eine Verbindung von Konsole und Windows-PC sind die Entwickler von Midways Black Site: Area 51, einem First-Person-Shooter, bei dem sich der Spieler innerhalb einer Einsatztruppe auf dem Gelände des maroden Militärforschungsgeländes mit spektakulär gestalteten Außerirdischen herumschlagen muss. Auch hier geht einiges zu Bruch – gegen die bisweilen verheerenden Zerstörungskräfte der Monster ist mit roher Gewalt allein nicht anzukommen. Man bemüht sich, bekannte Schwachstellen der Gegner zu nutzen, und sucht Deckung hinter Türen und Mauern. Letztere allerdings stürzen gelegentlich überraschend ein, wenn ein wütendes Übermonster allzu freigiebig mit seinen Zerstörungsstrahlen umgeht. Die Multiplayerfunktion von Black Site ist auf kleine Gruppen ausgerichtet, die gemeinsam gegen die ungebetenen Besucher aus dem All vorgehen.

Eine Gegenposition in Sachen Cross-Platform-Gaming vertreten die Macher von Segas Universe at War. Bei diesem Echtzeitstrategiespiel, das eine erfrischend einfallsreiche Geschichte als Hintergrund aufweist, kämpfen drei extrem unterschiedliche Fraktionen um die Vorherrschaft auf einer Erde, deren menschliche Bevölkerung nahezu ausgerottet wurde. Ein Versprechen, das die Hersteller von Strategietiteln in schöner Regelmäßigkeit abgeben, ist hier tatsächlich einmal eingehalten worden: Die drei außerirdischen Rassen, die das Spielgeschehen prägen, unterscheiden sich nicht bloß durch ihr Aussehen voneinander, sondern erfordern auch eine gänzlich verschiedene, jeweils charakteristische Spielweise.

Es ist ausnahmsweise einmal nicht so, dass es auf allen Seiten Einheiten unterschiedlichen Designs, aber vergleichbarer Auswirkung gibt, dass gleichartige Bau- und Produktionszusammenhänge bestehen und man letztlich identische Strategien für das Spielen verschiedener Parteien verwenden kann. Während die insektenartigen Menschenvernichter der "Hierarchie" auf gewaltige Kriegsmaschinen setzen, die im Vorbeilaufen ganze Gebäude zerstören können, weist die Roboterstreitmacht der Novis eine völlig andere Struktur auf. Sie eignet sich für schnelle Massenangriffe. Die Masari wiederum können zwischen einem angriffsfreundlichen "hellen Modus" und einem "dunklen Modus" umschalten, in dem Einheiten zunehmend stärkere Panzerung aufbauen, während die Offensivfähigkeiten sich verschlechtern.

Für noch mehr taktische Feinheit sorgen verschiedene Forschungszweige, die dem Spieler Zugriff auf besondere Fähigkeiten verschaffen, von denen aber jeweils nur ein gewisser Teil erreichbar ist. Damit lassen sich Stärken und Schwächen der Kriegsparteien an individuelle Spielvorlieben anpassen. Cross-Platform-Gefechte zwischen PC- und Xbox-360-Spielern sollen möglich sein. Hierfür ist das Balancing, das für Strategietitel ohnehin die Achillesferse bildet, noch schwieriger zu bewerkstelligen als für plattforminterne Multiplayer-Sessions. Damit Konsolenspieler ihren Windows-Gegnern in Bezug auf die verfügbare Steuerung nicht unterlegen sind, optimieren die Macher die Spielbedienung bereits bei der Entwicklung auf dem PC eigens für das Xbox-Gamepad. (psz)