US-Kabelnetzbetreiber Comcast sperrt Internet-Vielnutzer aus

Power-Sauger sind bei Comcast laut einem Bericht der "Washington Post" unerwünscht.

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Der US-amerikanische TV-Kabelnetzbetreiber Comcast sperrt seit einigen Monaten Kunden aus, die ihre Internet-Flatrate zu intensiv nutzen. Die Washington Post berichtet, Comcast begründe dies damit, dass "exzessive Downloader" die Kapazität belasteten und andere Nutzer benachteiligten. Allerdings gebe der Provider kein Limit für das Datenvolumen an, das ein Kunde aus dem Netz laden darf, bevor er ausgesperrt wird. Es sei unklar, wie viele Internetnutzer betroffen seien, bisher hätten sich nur Comcast-Kunden beklagt.

Provider begründeten das Verschweigen konkreter Limits damit, dass einige Kunden diese ausnutzten und damit die Bandbreite zu stark belasteten. Die Zeitung berichtet weiter, es werde von Comcast eine Warnung ausgegeben, wenn ein Nutzer an einem Tag Daten heruntergeladen habe, die einer Menge von etwa 1000 Musikstücken oder vier Kinofilmen entspricht. Die betroffenen Kunden hätten dann einen Monat Zeit, ihrer Datenmenge auf den Grund zu gehen und eventuelle Probleme zu beseitigen oder auf einen Business-Tarif zu wechseln.

Für einige Internet-willige US-Bürger stellt die Aussperrung ein Problem dar, wenn Comcast in ihrer Region eine Monopolstellung als Breitband-Anbieter einnimmt. Der in Utah lebende Frank Carreiro beispielsweise wurde im Dezember 2006 ausgesperrt und war bis Februar 2007 auf eine Schmalbandverbindung angewiesen. Nachdem Qwest sein Angebot auf seine Gegend erweiterte und er einen DSL-Anschluss beziehen konnte, setzte er über seine Auseinandersetzung mit Comcast ein Weblog auf. Verbraucherschützer kritisieren, ausgerechnet jenen, die den Internetanschluss am meisten bräuchten, werde gekündigt.

Die Washington Post schreibt, angesichts der zunehmenden Konkurrenz der TV-Kabelnetzbetreiber, die Internet anbieten, mit Telefongesellschaften würden diese empfindlich. Während DSL-Kunden jeweils einen Anschluss für sich beanspruchen könnten, teilten sich oft hunderte Kabelkunden einen Internetanschluss. Daher könne sich hier anders als bei DSL die intensive Nutzung eines oder mehrerer Kunden auf die Bandbreite der anderen auswirken.

Nutzer, die hohe Datenvolumina über ihren Flatrate-Account laden, waren auch in Deutschland öfters ein Thema, und zwar bei DSL-Anbietern. Vor einiger Zeit hatte beispielsweise der Webhoster und Internet-Provider Strato eine Drossel für TCP-Ports eingebaut, die typischerweise für Tauschbörsen genutzt werden. Der Provider 1&1 bot DSL-Vielnutzern vor zwei Jahren eine Gutschrift über 100 Euro jenen Kunden als Abfindung an, die es als Power-Sauger identifizierte. (anw)