GPS-III-System soll keine Selective Availability mehr enthalten

Die vorsätzliche Verfälschung von GPS-Signalen für die zivile Satellitennavigation soll laut Pentagon künftig nicht mehr möglich sein. Die EU-Kommission will unterdessen den Galileo-Systemaufbau durch Umschichtungen im EU-Haushalt finanzieren.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Genauigkeit der zivilen GPS-Navigation mit SA ...

Das US-Verteidigungsministerium hat mitgeteilt, dass die Signale für die zivile Satellitennavigation in der nächsten Generation der GPS-Satelliten nicht mehr künstlich verfälscht werden könnten. Vor sieben Jahren, als die europäischen Pläne für das Galileo-Satellitensystem bekannt wurden, hatte der damalige US-Präsident Clinton angeordnet, die sogenannte Selective Availability (SA) des GPS-Signals für die zivile Nutzung zu beenden. Mit der größeren Genauigkeit wollte man das geplante europäische Satellitennavigationssystem als unnötig erscheinen lassen. Später wurde seitens der US-Regierung der Druck erhöht, da das Pentagon durch Galileo die Möglichkeit gefährdet sah, in Krisengebieten die Navigationsgenauigkeit herabzusetzen oder die Satellitensignale ganz abzuschalten.

... und ohne Selective Availability im Mai 2000 [Bilder: National Geodetic Survey]

Mit der jetzt von US-Präsident Bush gebilligten Entscheidung, für die neuen GPS-III-Satelliten ganz auf die Möglichkeit der Selective Availability zu verzichten, soll den Kunden die Verlässlichkeit des Systems versichert werden. Die Ungewissheit, dass das Pentagon möglicherweise doch wieder die Genauigkeit reduzieren könnte, hatte das Galileo-System mit interessant gemacht. Teil der Technik des neuen GPS-III-Systems, das spätestens bis zum Jahr 2014 voll einsatzbereit sein soll, sind zwei zusätzliche zivile Signale, zudem soll die Genauigkeit erhöht werden, so dass das in Finanzierungsproblemen steckende europäische System in dieser Beziehung wenig Vorteile bieten würde.

Im Juli hatten die US-Regierung und die EU eine Einigung über die Interoperabilität und Kompatibilität der beiden Satelliten-Navigationssysteme erzielt. Die EU-Kommission will an Galileo trotz der Probleme festhalten und hat heute vorgeschlagen, dass die EU die Kosten für den Aufbau des Systems von mindestens 3,4 Milliarden Euro vollständig übernehmen soll. Zusätzlich zu den bereits ausgegebenen 1,2 Milliarden Euro wäre damit eine Finanzbedarf von über zwei Milliarden Euro zu decken. Nach den Vorstellungen der Kommission soll das Geld zum größten Teil aus Reserven des Agrarhaushalts fließen. Weitere 300 Millionen Euro sollen aus dem Budget für Forschung und Wissenschaft kommen. (pmz/c't) / (fr)