NSA soll private und staatliche Computernetzwerke in den USA schützen

Nach einem Zeitungsbericht plant die US-Regierung, den Geheimdienst NSA auch zum Schutz der Netz-Infrastruktur heranzuziehen, für den bislang allein das Heimatschutzministerium zuständig war.

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Von
  • Florian Rötzer

Nach einem Bericht der Baltimore Sun plant die US-Regierung, die National Security Agency (NSA) mit der Sicherheit für das Internet zu beauftragen. So soll die NSA, die das Lauschsystem Echelon betrieb und nun auch die Telekommunikation nicht nur von Ausländern, sondern auch von US-Bürgern mit dem Ausland überwacht, staatliche und private Netzwerke vor Angriffen schützen.

Die Zeitung will durch Informanten von dem noch geheim gehaltenen Projekt mit dem Namen "Cyber Initiative" erfahren haben, das von Mike McConnell, dem obersten Geheimdienstchef, geleitet wird, aber vom US-Heimatschutzministerium betrieben werden soll, das für den Schutz der Infrastruktur zuständig ist. Um die NSA zum Schutz der inländischen Computernetze heranziehen zu können, müsste aber deren Zuständigkeit neu definiert werden. Bislang ist der Geheimdienst nur für die geheimen Regierungsnetzwerke verantwortlich. Die Erweiterung der Befugnisse des Auslandsgeheimdienstes auf das Inland wurde mit dem Lauschprogramm offenkundig, auch die Kommunikation von US-Bürgern ohne richterliche Genehmigung abzuhören. Jetzt will man offenbar noch einen Schritt weitergehen. Andrea Martino, NSA-Sprecherin, betont denn auch, dass der Geheimdienst "eine lange Geschichte hinsichtlich der Informationssicherheit und der nationalen Sicherheit" habe.

Nach dem Zeitungsbericht würden aber ehemalige und noch tätige Geheimdienstmitarbeiter davor warnen, dass man dann mit Kritik und vielleicht gar mit einem Aufschrei rechnen müsse. Schließlich müsse man, um Netzwerke zu schützen, diese auch überwachen, was auch heißt, dass damit US-Bürger von der NSA ausspioniert würden.

Angeblich soll die Überwachung der Netzwerke entscheidend mit dem NSA-Programm Turbulence durchgeführt werden. Das milliardenschwere Projekt, das 2005 gestartet wurde, soll allerdings in Schwierigkeiten stecken. Ziel von Turbulence ist es, kontinuierlich das Internet nach verdächtigen Informationen zu durchsuchen und Hinweise auf mögliche Bedrohungen an Analysten weiterzugeben, um Gegenmaßnahmen einzuleiten. Soweit bekannt, soll durch die Überwachung bestimmter Netzwerkrouten aufgrund der Erkennung bestimmter Eigenschaften verdächtige Datenpakete herausgefischt oder deren Übermittlung verhindert werden. Teilprogramme wie Turmoil oder Traffic Thief sollen soziale Netzwerke identifizieren, in Netzwerken Programme installieren, um Daten sammeln zu können, oder Datenbanken nach Mustern durchsuchen. (fr)