Fans bestimmen Preis des neuen Radiohead-Albums selbst
Die Musikindustrie bleibt außen vor: Wer das am 10. Oktober im Selbstverlag erscheinende neue Album der britischen Indie-Band Radiohead online kaufen möchte, bestimmt den Preis für den Download selbst.
Die britische Band Radiohead geht bei der Vermarktung ihrer Musik neue Wege. Das neue Album "In Rainbow" wird ab dem 10. Oktober zunächst nur als Download auf der Website der Band erscheinen. Das Besondere: Die Fans sollen selbst entscheiden, wie viel ihnen der Download der zehn neuen Tracks wert ist. Auf einer Website können Kunden sich bereits registrieren und für den Download einen Betrag ihrer Wahl eintragen, der dann von einem Kreditkartenkonto abgebucht wird. Wer den Musikern, die zurzeit bei keinem Label unter Vertrag stehen und das neue Album im Selbstvertrieb vermarkten, keinen Penny gönnt, muss unter Umständen mit einer Kreditkartengebühr rechnen – ganz umsonst ist der Spaß also nicht.
Spätestens Anfang Dezember soll es dann die ebenfalls bereits bestellbare Luxusausgabe des Albums geben, die neben den Download-Tracks zwei CDs, zwei Vinyl-Scheiben sowie Begleitmaterial enthält. Als "Discbox" soll das Album 40 Pfund (rund 57 Euro) kosten. Der Online-Shop ist derzeit nur schwer zu erreichen, nach Angaben von Gitarrist Jonny Greenwood hat das rege Interesse die Betreiber der Seite wohl überrascht.
Ganz nebenbei wagt damit eine der profiliertesten Bands der jüngeren Musikgeschichte ein Experiment, zu dem sich die Musikindustrie bisher nicht hat durchringen können: ein alternatives Angebot zur überall im Netz gratis erhältlichen Musik zu machen. Der Kunde bestimmt selbst, was ihm das Produkt Musik wert ist. Die Musiker setzen ihr Vertrauen dabei in die Fans, die ihr Geld nun auch direkt der Band zukommen lassen können. Im Fall von Radiohead könnte das funktionieren.
Ob vergleichbare Vertriebsmodelle auch mit der Standardware der großen Labels erfolgreich sein können, daran bestehen berechtigte Zweifel – nicht nur innerhalb der Musikindustrie, die hier interessiert beobachten dürfte, dass sie in der Verwertungskette von Musik nicht wirklich gebraucht wird. Allerdings muss man den Majors zu Gute halten, dass Radiohead seine weltweite Prominenz auch dem ausgelaufenen Plattenvertrag mit EMI zu verdanken haben. Zumindest ein bisschen. (vbr)