Werbeoffensive im Web 2.0
Die Hype-Communities Facebook und MySpace stehen vor dem Ausbau ihrer Werbeplattformen. Die von Nutzern freiwillig gestatteten Einblicke in deren Lebenswelt sollen effektiv vermarktet werden.
Die Online-Communities Facebook und MySpace sind gut besucht. Millionen Besucher erzeugen ein Vielfaches an Pageviews, wie Seitenaufrufe im Internet gerne genannt werden. Pageviews oder Pageimpressions gelten den Portalbetreibern als Ware, die sie bei Werbern gegen Bares tauschen können. Doch will die Werbeindustrie mehr als ein paar Einblendungen von bunten Bannern, auf die dann doch niemand reagiert – nach Expertenschätzung fällt die Banner-Klickrate in Communities wie Facebook im Vergleich zu anderen Angeboten ab.
Mit Facebook und MySpace stehen nun zwei veritable Branchengrößen in den Startlöchern, mit neuen Werbeplattformen die von ihren Nutzern freiwillig (und arglos) gelieferten Daten gewinnbringend einzusetzen. Wie das Wall Street Journal in seiner heutigen Ausgabe (Montag) berichtet und es in der Branche schon seit Wochen gemunkelt wird, will Facebook am morgigen Dienstag eine neue Werbeplattform vorstellen, die "SocialAds" heißen soll. Unterdessen plant MySpace die Ausweitung seiner im Sommer gestarteten Plattform "HyperTargeting".
Facebook will dem Bericht zufolge die Zielgruppenerfassung verbessern und seine Nutzer auch außerhalb des eigenen Portals erreichen. Mit Cookies könne das Verhalten in Online-Shops oder auf Promotion-Websites protokolliert werden. Facebook-Nutzer könnten so einerseits auch außerhalb der Community mit gezielten Angeboten der Inserenten versorgt werden. Ihre Erfahrungen mit Produkten oder beim Kauf könnten sie dann an ihre Facebook-Freunde weitergeben. Microsoft, seit vergangenem Jahr Vermarkter von Facebook, wird diese Pläne gekannt haben, bevor es sich zu dem 240-Millionen-Investment entschlossen hat, das nun auch die internationale Vermarktung von Werbung auf Facebook einschließt.
Andererseits liefern sie den Werbetreibenden auf diese Weise wertvolle Daten, die ihren Profilen so nicht zu entnehmen sind. Doch dass seine Nutzer in Sachen Datenschutz durchaus sensibel reagieren können, hatte Facebook bei der Einführung umstrittener Dienste im vergangenen Jahr merken müssen. Der Zeitungsbericht deutet dabei an, dass Facebook-Nutzer die Verfolgung ihrer sonstigen Netzaktivitäten auf freiwilliger Basis zulassen können.
Unterdessen kommt auch MySpace bei der Erhebung von Community-Daten voran. Das zu Rupert Murdochs NewsCorp gehörende Unternehmen bestätigte heute den Abschluss der ersten Phase der eigenen Plattform "HyperTargeting". Das im Sommer gestartete Angebot gibt Werbetreibenden die Möglichkeit, Nutzer nach ihren in zehn globale Kategorien eingeteilte Interessen zu erreichen. In der nächsten Ausbaustufe soll HyperTargeting um weitere Unterkategorien erweitert werden, sodass zum Beispiel "Filmfans" künftig auch in Freunde von "Horror" oder "Komödien" unterschieden werden können. Darüber hinaus plant der Anbieter eine Schnittstelle, mit der kleine Unternehmen oder einzelne Werbetreibende, die bisher von der Vermarktung nicht erreicht werden, angesprochen werden sollen. (vbr)