Polizeigewerkschaft will Linux statt Windows in Berlin

Der Berliner Landesverband der Deutschen Polizeigewerkschaft hat sich für die Umrüstung auf Open Source ausgesprochen, um nach wie vor bestehende schwere Probleme mit dem System Poliks auszumerzen.

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Der Berliner Landesverband der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) hat sich für die Umrüstung der Rechner im Polizeieinsatz auf Open-Source-Betriebssysteme wie Linux ausgesprochen. Die Berliner Polizei müsse ohne Komplikationen arbeiten können und dies funktioniere derzeit mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows nicht, beklagte der stellvertretende Berliner DPolG-Chef Helmut Sarwas laut Medien- und Agenturberichten am gestrigen Freitag in der Hauptstadt.

Stein des Anstoßes ist mal wieder das Computersystem Poliks (Polizeiliches Informations- und Kommunikationssystem), das 2005 nach jahrelangen Verzögerungen und unter einer Vielzahl von technischen Schwierigkeiten in Betrieb ging. Laut Sarwas hängen sich damit arbeitende Rechner nach wie vor viel zu oft auf. Anzeigenaufnahmen mit dem System würden so zwischen 30 und 90 Minuten dauern. Die Senatsinnenverwaltung sowie die Berliner Polizeiführung hatten wenige Monate nach der Einführung von Poliks dagegen von Kinderkrankheiten des Projekts gesprochen.

Laut Sarwas haben die Beamten aber nun die Nase voll von dem 73 Millionen teuren Poliks unter Windows. Die Berliner Polizeibehörde, die von Microsoft als Referenzkunde geführt wird (PDF-Datei), sollte daher über eine Umstellung auf ein anderes Betriebssystem nachdenken. Er verwies darauf, dass es unzählige Alternativen zu Windows mit frei verfügbarem Quellcode auf dem Markt gebe. Viele davon seien von der Europäischen Kommission zertifiziert. Mit der Migration könnten Sarwas zufolge auch gleich mehrere Millionen Euro an Lizenzkosten eingespart werden. Mit diesem Betrag ließe sich etwa das Weihnachtsgeld der Beamten finanzieren, das gestrichen worden sei.

Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus übten schon früh scharfe Kritik an den Verantwortlichen für Poliks. Es sei viel Geld geflossen ohne sichtbare Ergebnisse, moniert die Oppositionspartei. Zugleich setzen sich insbesondere die Grünen seit längerem für eine konsequente Umrüstung der gesamten IT-Infrastruktur der Verwaltung in der Hauptstadt auf Linux ein. Der IT-Ausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses pocht gegenwärtig aber nicht mehr auf eine rasche Umstellung von Servern und Arbeitsplatzrechnern auf Open Source beziehungsweise auf die Vorlage eines entsprechenden Fahrplans. (Stefan Krempl) / (jk)