Wieder schlechte Nachrichten von Ericsson

Der Telekommunikations- und Netzwerkausrüster enttäuscht die Investoren erneut: Man sehe sich auch im kommenden Jahr mit den gleichen Bedingungen auf dem Netzwerkmarkt konfrontiert, die das Unternehmen zu seiner verhalteneren Einschätzung bewogen habe.

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Von
  • JĂĽrgen Kuri

Der Telekommunikations- und Netzwerkausrüster Ericsson hat die Investoren erneut enttäuscht. Bereits Mitte Oktober hatte Ericsson mit einer Gewinnwarnung die Börse schockiert, anschließend Ende Oktober für das dritte Quartal tatsächlich einen Gewinnrückgang um 36 Prozent gemeldet und den Finanzvorstand ausgetauscht. Nach diesen schwachen Zahlen für das dritte Geschäftsqquartal erwarten die Schweden im laufenden vierten Quartal lediglich einen Umsatz am unteren Ende der bisherigen Prognose. Bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal hatte sich Ericsson noch positiv gestimmt gegeben, seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr bekräftigt und verkündet, der Markt für mobile Infrastruktur solle um rund fünf Prozent wachsen.

Nun möchte Ericsson sich für das laufende Quartal nicht mehr ganz so zuversichtlich zeigen, außerdem sehe man sich auch im kommenden Jahr mit den gleichen Bedingungen auf dem Netzwerkmarkt konfrontiert, die das Unternehmen zu seiner verhalteneren Einschätzung bewogen habe. Neben politischen Unwägbarkeiten in einigen Schwellenländern verschärfe sich auch die Marktsituation in Europa und den USA, geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Analystenpräsentation (PDF-Datei) hervor. Darüber hinaus belaste der schwache Dollar das Geschäft. Bisher hatte das schwedische Unternehmen mit einem Quartalsumsatz zwischen 53 und 60 Milliarden Schwedischen Kronen (umgerechnet 5,7 bis 6,5 Milliarden Euro) gerechnet. Die operative Marge sollte bei um die 15 Prozent liegen, zumindest daran hält das Unternehmen auch weiter fest. Für die zweite Jahreshälfte 2008 stellte Unternehmenschef Carl-Henric Svanberg eine Erhöhung in Aussicht.

Svanberg hatte bislang die schwache Entwicklung mit weniger Aufträgen in den Schlüsselmärkten Westeuropa, China und Nordamerika und schlechter als erwartet laufende Geschäfte mit Erweiterungen bestehender Netzwerke begründet. Besonders in diesem Bereich aber sind die Gewinnmargen besonders hoch. Bei der Installation neuer Netzwerke tobt dagegen ein heftiger Konkurrenzkampf, da die Auftragsvergabe für neue Infrastruktur eines Fest- oder Mobilfunknetzes als Basis für künftige lukrative Geschäfte bei Wartung, Aufrüstung und Ausbau des jeweiligen Netzes gesehen wird. Dieser harte Wettbewerb drückt die Preise und die Gewinne der Ausrüster bei Neuinstallationen.

Nach den schlechten Geschäftszahlen für das dritte Quartal war der Kurs der Ericsson-Aktie um rund ein Drittel eingebrochen. Mit den Kursverlusten vom gestrigen Dienstag büßte Ericsson seit Mitte Oktober knapp 40 Prozent seines Börsenwertes oder rund 160 Milliarden schwedische Kronen (17 Milliarden Euro) ein. Am heutigen Mittwoch sackte der Kurs der Ericsson-Aktie an den Börsen in Frankfurt und Stockholm weiter ab. Analysten hatten laut dpa im Oktober nicht nur von einer verklausulierten Gewinnwarnung für das kommende Jahr, sondern auch von einem Vertrauensverlust für das Management gesprochen. Denn noch kurz zuvor hatte Svanberg von einem "guten" Quartalsverlauf gesprochen. Ein Analyst hatte mindestens Dummheit, wenn nicht gar bösen Willen unterstellt. (jk)