Erneut Todesfälle nach Einsatz "nicht-tödlicher" Taser-Waffen
Allein in Nordamerika sind im vergangenen Monat sechs Menschen gestorben, auf die die Polizei Elektroschock-Waffen abgefeuert hatte. Der in Genf angesiedelte UNO-Ausschuss gegen Folter hat sich strikt gegen die Weiterverbreitung von Tasern ausgesprochen.
- Myrja Marx
Immer wieder kommt es bei Einsätzen von Tasern zu Todesfällen – obwohl die Handwaffen, bei denen mit Widerhaken versehene Projektile abgefeuert und Elektroschocks von 17.500 bis 50.000 Volt durch die Körper der Getroffenen gejagt werden, von Herstellerseite als nicht-tödlich angespriesen werden. Im Oktober verstarb ein 40-jähriger Pole am Flughafen von Vancouver, nachdem die kanadische Polizei ihn mit einem Elektroschocker traktiert hatte. In einem Gefängnis in Dartmouth (Provinz Nova Scotia) starb am vergangenen Donnerstag ein 45-jähriger Mann, auf den die Polizei am Vortag einen Taser abgefeuert hatte.
Und in Chilliwack (Provinz British Columbia) erlag am Wochenende ein 36-jähriger Mann seinen Verletzungen im Krankenhaus, nachdem er ein paar Tage zuvor in einem Einkaufszentrum wegen "unberechenbarem Verhalten" auffällig geworden war. Die dortige Polizei ging mit Pfefferspray und Schlagstöcken gegen den Mann vor und konnte ihn schließlich mit einem Taser überwältigen und festnehmen. Nach der Auseinandersetzung wurde der Mann in die Klinik eingeliefert. Wie die kanadische Tageszeitung Globe & Mail berichtet, ist allerdings noch unklar, ob der Taser direkt für den Tod des 36-Jährigen verantwortlich zu machen ist. Es wurden zwei unabhängige Untersuchungen zu den Vorgängen eingeleitet.
Nicht nur in Kanada, auch im Nachbarland häufen sich die Todesfälle nach Taser-Einsätzen: In den Vereinigten Staaten starben nach Zahlen von Amnesty International USA bislang mehr als 220 Menschen. Allein an diesem Wochenende kamen weitere drei Personen nach Taser-Einsätzen ums Leben. Der in Genf angesiedelte UNO-Ausschuss gegen Folter (Committee Against Torture, CAT) hat sich unterdessen strikt gegen die Weiterverbreitung dieser Elektrowaffen ausgesprochen.
Der Einsatz von Elektroschock-Pistolen sei eine "Form von Folter", halten die UN-Menschenrechtler in einer Empfehlung an die portugiesische Regierung fest. Diese will die Polizeikräfte im Land künftig mit Taserwaffen vom Typ X26 ausrüsten. X26-Taser würden "extreme Schmerzen" verursachen und könnten in einigen Fällen tödlich sein. Belegt würde dies unter anderem durch mehrere wissenschaftliche Studien, so der UNO-Ausschuss. In Deutschland ist der Einsatz von Tasern Ländersache. Bislang haben etwa Hamburg und Bayern den Einsatz von Elektroschockern erlaubt. (Myrja Marx) / (pmz)