Elektronische Gesundheitskarte: Termine weiter in der Diskussion

Der vom Bundesgesundheitsministerium ins Auge gefasste April 2008 als Starttermin des Rollouts der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) kann offenbar nicht eingehalten werden.

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Von
  • Detlef Borchers

Der vom Bundesgesundheitsministerium ins Auge gefasste April 2008 als Starttermin des Rollouts der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) kann offenbar nicht eingehalten werden. Gegenüber der Thüringer Allgemeinen erklärte Günther Buchholz von der kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung den Termin für "vollkommen unrealistisch".

Buchholz ist damit nach der bayerischen Sozialministerin Christa Stewens eine weitere Stimme im Chor derer, die in einer schnellen Einführung der eGK keinen Sinn sehen. Gegenüber der Zeitung erklärte er, dass die Gesundheitskarte im vierten Quartal 2009 kommen könne. Stewens hatte den Januar 2010 als Starttermin genannt. Der Sprecher der Projektgesellschaft Gematik, Daniel Poeschkens, nannte gegenüber der Thüringer Allgemeinen mit dem vierten Quartal 2008 einen leicht verspäteten Termin. Als Grund sieht die mit der Einführung der Karte betraute Gesellschaft offenbar die sich nicht ausreichende Produktion von Terminals, die die neue Karte auslesen können.

Auch über den Preis des größten deutschen IT-Projekts gibt es weiterhin Differenzen. Während das Gesundheitsministerium nach wie vor von 1,4 Milliarden Euro ausgeht und die günstigste Berechnung von 3,6 Milliarden durch die Beratungsgesellschaft Booz Allen Hamilton als falsche Kalkulation darstellt, geht der Zahnärzte-Funktionär viel weiter. Nach Angaben von Buchholz sind 10 Milliarden Euro eine realistische Summe, wenn es darum geht, die Kosten des Projektes zu bestimmen. Demgegenüber beziffert die Gematik den "Einstieg in den Wirkbetrieb" auf 1,6 Milliarden, die Kosten für den laufenden Betrieb in den ersten neun Jahren auf 14,1 Milliarden Euro. Nach neun Jahren soll der Nutzen mit dem elektronischen Rezept, dem Arzneimittelsicherheitsprogramm und der elektronischen Patientenakte die Kosten übersteigen.

Alle Beteiligten am großen Telematikprojekt treffen in der nächsten Woche in Berlin aufeinander, wo gleich mehrere Veranstaltungen über die Gesundheitskarte geplant sind. So gibt es ein Update Gesundheitskarte wie auch einen gesundheits- und industriepolitischen Kongress.

Siehe dazu auch den Online-Artikel in c't – Hintergrund mit Links zur aktuellen und bisherigen Berichterstattung über die elektronische Gesundheitskarte und die Reform des Gesundheitswesens:

(Detlef Borchers) / (jk)