Arcor beantragt Missbrauchsverfahren gegen Telekom wegen DSL-Anschlüssen [Update]

Die Vodafone-Tochter wirft der Telekom vor, die Bereitstellung von Teilnehmer-Anschluss-Leitungen (TAL) in "erheblichem Umfang" zu verzögern.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Telekommunikationsanbieter Arcor sieht sich von der Deutschen Telekom im Wettbewerb um DSL-Kunden und die "letzte Meile" behindert. Arcor beantragte am vergangenen Freitag bei der Bundesnetzagentur ein Missbrauchsverfahren gegen den Marktführer. Die Vodafone-Tochter wirft der Telekom vor, die Bereitstellung von Teilnehmer-Anschluss-Leitungen (TAL) in "erheblichem Umfang" zu verzögern, wie aus Unterlagen hervorgeht, die der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX vorliegen. Sprecher von Arcor und der Netzagentur bestätigten den Missbrauchsantrag. Jetzt werde die Telekom um Stellungnahme gebeten, hieß es bei der Bonner Behörde.

Die TAL, auch "letzte Meile" genannt, mieten die Wettbewerber bei der Telekom an; sie ist wichtig vor allem für die Freischaltung neuer DSL-Kunden. Den Vereinbarungen zufolge soll die Telekom innerhalb von fünf Tagen die Aufträge der Konkurrenz bearbeiten. Arcor beschuldigt die Telekom in dem Missbrauchsantrag, die Fristen "dauerhaft" zu verletzten, da "seit Jahresanfang durchschnittlich mehr als jeder vierte TAL-Antrag 18 Tage von der Telekom nicht bearbeitet" werde.

Die Telekom wies die Vorwürfe zurück. Seit einiger Zeit allerdings häufen sich erneut die Beschwerden von Telekom-Konkurrenten, die über lange Wartezeiten bei der Umstellung von DSL-Anschlüssen klagen. Ein neues Phänomen ist dies aber beileibe nicht. Schon seit Jahren gibt es immer wieder Beschwerden von Kunden über die DSL-Provider, und das nicht nur wegen langer Umstellphasen und exorbitant hohen Wartezeiten auf neue DSL-Anschlüsse.

Zuletzt hatte c't in Ausgabe 5/2007 die Situation beschrieben, dass die DSL-Anbieter des Kundenzustroms kaum mehr Herr werden: "Grobe Patzer sind an der Tagesordnung, Kunden müssen wochen- oder monatelang warten, fehlerhafte Rechnungen weisen grotesk hohe Beträge aus." Die Misere sei aber hausgemacht: Die Telekom-Konkurrenten klagten vorzugsweise über bürokratische, störungsanfällige und unflexible Betriebsabläufe mit dem Ex-Monopolisten. "Dabei dürfen sie gerne einmal vor ihrer eigenen Tür kehren: Ganz offensichtlich wursteln bei ihnen nämlich verschiedene Abteilungen ohne geordnete interne Kommunikation nebeneinander her, was die Lage noch verschlimmert. Dazu kommen überlastete Kundenberater, die komplexe Fälle lieber erst gar nicht anfassen."

[Update]:
"Wir können die Kritik nicht nachvollziehen, da unsere Bereitstellungszahlen auf konstant hohem Niveau liegen und im Zeitablauf sogar steigen", erklärte die Telekom laut dpa.Die Absprachen für vertraglich vereinbarte TAL-Mengen würden erfüllt, allerdings halte sich nicht jeder Wettbewerber daran. Die Telekom muss gemäß den Verträgen pro Wettbewerber nur eine bestimmt Zahl von Anschlüssen bearbeiten.

Um den Auftragseingang zu bewältigen, hat die Telekom bereits die Quoten für die Konkurrenten erhöht, wie etwa die Kölner QSC AG bestätigt. Mit zusätzlichen Ausgaben will das Unternehmen nun das Problem zumindest eindämmen. "Der T-Home-Vorstand hat in der vergangenen Woche bereits zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt, um Lastspitzen in der regionalen Bereitstellungssituation in den kommenden Wochen zu normalisieren", hieß es im Konzernumfeld.

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(jk)