Nominet sieht in Domain-Voranfragenspionage ein Scheinproblem
Das ICANN-Sicherheitskomitee beschäftigt sich derzeit mit dem möglichen Problem des Ausspionierens von Domainvoranfragen. Die britische Registry meint, das sei unnötig.
Die britische Registry Nominet urteilt in einem Positionspapier (PDF-Datei), dass es "Domain Name Front Running" (DNFR) eigentlich gar nicht gibt. Das Ausspionieren von Domainvorabfragen und anschließende Wegschnappen der Domains beschäftigt aktuell das Sicherheitskomittee der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (SSAC). Nominet geht nun davon aus, dass normale Effekte des globalen Domainmarkts von Nutzern falsch interpretiert würden.
Als mögliche Angriffspunkte für das Abgreifen von Domainvoranfragen machen Nominet und auch das SSAC Whois-Server, Domainabfragesysteme bei Registraren oder Registries, Nameserver, die "no domain exists"-Antworten (nxdomain) speichern, oder Suchmaschinen aus. Eine ganze Reihe von Suchmaschinen verkaufe solche Daten und es gebe viele Leute, die diese oder auch offizielle Listen von Unternehmensneugründungen nutzten, konstatiert die britsche Registry. Die Nutzung solcher Kniffe sei aber legitim.
"Es ist uns bewusst, dass es ein boomender Geschäftszweig ist, mögliche Namen zu kreieren, zu testen und auf der Basis solcher Daten zu entscheiden, ob sich eine Registrierung lohnt." In diesem Sinne würden Domainkrämer und -millionäre auch "Domains kosten" (Domain tasting), wobei sie kurzzeitig registrieren und dann innerhalb einer Frist uninteressante Adressen zurückgeben, ohne einen Pfennig Registriergebühr zu bezahlen.
Nominet hat nach eigenen Angaben keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass Registries Whois- oder Domainabfrage-Daten verkaufen. Dasselbe gelte auch für nxdomain-Antworten. Internet Service Provider leiteten teilweise Anfragen nach nicht exisitierenden Domains auf eigenen Seiten um, auf denen sie Werbung schalteten. Allerdings gebe es auch hier keinen Anhaltspunkt für eine mögliche Nutzung solcher Daten zur Registrierung. Die Klagen über einen möglicherweise korrumpierten Registrierprozess, die nun auch das SSAC auf den Plan gerufen haben, laufen daher ins Leere, meint Nominet. Sie resultieren eher vom mangelnden Verständnis des Domainmarktes.
Die meisten Leute hätten schlicht noch nicht realisiert, dass ihre Ideen in einem globalen Markt nicht einzigartig seien, resümiert Nominet. Wenn sie also eine Adresse registrieren wollten und sie dann an jemand anderen vergeben werde, glaubten sie, dass ihnen die Idee an irgendeiner Stelle gestohlen wurde. Dabei habe einfach jemand anders genau dieselbe Idee gehabt. (Monika Ermert) / (anw)