Acer will weiterhin an die Spitze in Europa – trotz Umsatzeinbrüchen

Der taiwanische Hersteller hatte im vergangenen Jahr erheblich mit den Auswirkungen des schwächelnden PC-Marktes zu kämpfen. Dennoch ist Acer mit dem Geschäftsjahr 2012 nicht unzufrieden und will auch künftig mit Hardware angreifen.

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Von
  • Robert Höwelkröger

Wilfried Thom, Country Manager bei Acer Deutschland, will trotz Gegenwinds weiterhin in Deutschland und EMEA das Nummer 1 Brand werden.

(Bild: Acer)

Nach den Zahlen des Marktforschers IDC brach der Umsatz des Herstellers Acer im vierten Quartal 2012 um 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein. Dennoch bleibt für Wilfried Thom, Country Manager Deutschland bei Acer, das Ziel, die führende PC-Marke in Deutschland und in der Region EMEA zu werden bestehen. Mit 2012 sei man zudem alles andere als unzufrieden. "Der Umsatzeinbruch im Q4/2012 begründet sich auch dadurch, dass wir im vierten Quartal 2011 einen unglaublich hohen Umsatz erzielt haben, bedingt durch die wieder bessere Verfügbarkeit und die starke Nachfrage nach Festplatten, die wir in Aufträge für unsere Produkte ummünzen konnten", erläutert Wilfried Thom. "Die Flutkatastrophe in Thailand machte dies möglich. Dennoch ist es kein Geheimnis, dass wir uns vom Weihnachtsgeschäft mehr versprochen hatten. Doch der PC-Markt schwächelt und ist so im Wandel, weil neue Formfaktoren heute eine wichtige Rolle spielen. Damit hatten wir zu kämpfen, wie alle anderen auch."

Acer Kick-Off 2013 in Bochum (14 Bilder)

Die Gastmoderatorin

...war wie im vergangenen Jahr auch die TV-Moderatorin Alexandra Bechtel, die sich auf der Bühne als echte IT-Leuchte outete.

Um die ehrgeizigen Ziele aber weiter nicht aus den Augen zu verlieren, ist auch der Acer-Führungsriege um Winfried Thom und EMEA-Präsident Oliver Ahrens klar, dass der Hersteller auf die schwierige Marktlage reagieren muss. So kündigte Acer im Rahmen des Acer-Kick-Offs 2013, zu dem rund 400 Reseller und Distributoren Ende Januar nach Bochum gereist waren, beispielsweise einen neuen Angriff auf den Smartphone-Markt an. "Uns ist klar, dass wir da nicht fehlen dürfen. Zumindest müssen wir künftig mobile Geräte im Programm haben, die über 'Smartphone-Funktionen' verfügen. Daher werden wir beim Mobile World Congress in Barcelona einige neue Geräte präsentieren", verriet Thom.

Jedoch sei der Telekommunikationsmarkt ein sehr schwieriges Feld, da Verträge mit Providern geschlossen werden müssten, damit eine Produkteinführung hier Sinn mache. In einigen Ländern in der Region EMEA sei das auch bereits erreicht – in Deutschland stehe man in guten Verhandlungen, so Thom. Des weiteren will Acer mit günstigen Tablets im 7-, 10- und 11-Zoll-Bereich nachlegen und so auch die tot geglaubte Netbook-Sparte reanimieren. Hier soll es in Zukunft günstige Notebooks im Preissegment von 300 Euro für den Consumer-Markt geben, die die "Netbook-Lücke" füllen. Da man damit aber kaum Geld verdienen könne, wie Oliver Ahrens in seinem Vortrag zur Lage des Herstellers in EMEA einräumte, müsse sich das Unternehmen vor allem darauf konzentrieren, Geräte im Preissegment von 599 bis 1499 Euro anzubieten. Hier steige die Nachfrage deutlich, da die Wiederbelebungszyklen von 4 auf 6 Jahre wachsen und die Kunden sich mehr nach hochwertigen Geräten umschauen. EMEA bleibe aber weiterhin die profitabelste Region von Acer weltweit, unterstrich Ahrens.

Während bei Desktop-PCs die Fahnenstange erreicht scheint, boomt das Tablet-Geschäft, bei dem die Acer-Verantwortlichen noch lange kein Ende sehen. Im B2B-Sektor rechnet der Hersteller auch weiterhin mit einem stabilen Geschäft bei den Desktop-PCs und mit einem deutlichen Anstieg, was die Nachfrage nach Tablets betrifft. Die Verluste im 4. Quartal hatten aber auch damit zu tun, dass bislang die belebende Wirkung von Windows 8, auf die Acer sehr stark gesetzt hatte, ausblieb. Insbesondere im SMB-Bereich gehe in Sachen Windows 8 so gut wie gar nichts. "Normalerweise sorgt ein neues Betriebssystem für Absatzsteigerungen von mindestens 10 Prozent. Das blieb diesmal zunächst aus, was ebenfalls mit dem Wandel im PC-Markt zu tun hat", ist sich Thom sicher. An der altbewährten Mehr-Marken-Strategie hält Acer nach wie vor fest, wenn auch mit veränderten Prioritäten. Nachdem 'Gateway' "ausgedient" hat, soll künftig Packard Bell als Lifestyle-Marke weltweit aufgebaut werden. Bei eMachines stand zudem eine Abschreibung von 120 Millionen US-Dollar an.

Mirco Krebs, Head of Professional Division bei Acer will künftig noch mehr auf das Projektgeschäft setzen.

(Bild: Acer)

Seit der Ankündigung Acers im vergangenen Jahr, sich verstärkt auf den B2B- oder Commercial-Bereich zu fokussieren, befinde sich das Unternehmen auf einem guten Weg, wie Mirco Krebs, Head of Professional Division bei Acer, sagt. "Der Umsatzanteil im B2B-Sektor am Gesamtgeschäft beläuft sich in Deutschland derzeit schon auf gut 25 Prozent. Dennoch ist da noch viel Potenzial nach oben", ist sich Krebs sicher. In Deutschland sei man schon wesentlich weiter als in anderen Ländern. Acer will das indirekte Vertriebsmodell daher konsequent weiterführen und an seiner Strategie mit den Resellern zusammen Kontakte im gewerblichen Endkunden-Bereich zu pflegen, fortsetzen. Derzeit kommen circa 10 Partner auf einen Account-Manager, die regional und vertikal ihre Kunden betreuen. "Wir haben aber dabei vor allem die Qualität der Kundenbetreuung und weniger die Quantität im Blick", ergänzt Krebs. Eins der wichtigsten Felder bleibt bei Acer weiterhin Education. In Deutschland seien derzeit gerade einmal 2,5 Prozent der eine Million Klassenzimmer mit IT-ausgestattet. "Dieses Potenzial müssen wir künftig noch mehr nutzen," fordert Krebs.

Derzeit kann Acer hierzulande über einen Stamm von gut 800 zertifizierten Partnern verweisen – darunter gut 600 Silber-Partner sowie 200 Gold- und Platin-Partner. Hinzu kommen gut 3000 bis 4000 Reseller, die in Deutschland mehr oder weniger regelmäßig über die Distribution Produkte des taiwanischen Herstellers ordern, so der Acer-B2B-Chef. Künftig will der Hersteller vor allem das Projektgeschäft ausbauen. "2012 haben wir über unser Kundenportal 205 Leads mit einem Auftragsvolumen von mehr als 12 Millionen Euro an unsere Partner vergeben. Für eine Schutzgebühr in Höhe von 29 Euro können Partner daran teilnehmen", erläutert Krebs. "Vergangenes Jahr waren es 61 Partner, wobei wir überhaupt nicht verstehen, dass nicht mehr Partner dieses Angebot annehmen. Schließlich äußert die Mehrheit der Reseller regelmäßig ihr großes Interesse an der Leadgenerierung." Künftig will das Unternehmen noch mehr Projekte anbieten sowie die Partnerbeziehungen weiter ausbauen und intensivieren.

Überhaupt schauen die Verantwortlichen bei Acer positiv in die Zukunft. Wenn man den IDC-Prognosen glauben darf, legt der Markt vor allem im dritten und vierten Quartal 2013 wieder deutlich zu. Die Ziele für das laufende Jahr sind entsprechend ambitioniert: Für die Region EMEA peilt Acer 2013 eine Umsatzsteigerung an, die erreicht werden soll durch Absatzsteigerungen bei Notebooks (plus 15 Prozent), Desktops (plus 16 Prozent) und vor allem Tablets (plus 200 Prozent). (roh)