Anhaltender Expertenstreit um Kohlendioxid-Speicher
Chancen und Risiken einer unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid bleiben auch nach der Vorlage eines CCS-neuen Gesetzes heftig umstritten. Nicht einmal auf die Kapazitäten der potenziellen deutschen CO2-Lager wollten sich die Experten im TR-Streitgespräch einigen.
Chancen und Risiken einer unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid bleiben auch nach der Vorlage eines neuen CCS-Gesetzes heftig umstritten. Nicht einmal auf die Kapazitäten der potenziellen deutschen CO2-Lager wollten sich die Experten in einem von Technology Review organisierten Streitgespräch einigen: Michael Donnermeyer, Geschäftsführer des industriefreundlichen IZ Klima e.V., geht unter Berufung auf die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe von einer Speicherkapazität von „mindestens 8 bis 10 Milliarden Tonnen“ CO2 aus. Professor Rolf Kreibich dagegen beruft sich auf Untersuchungen des Landesamtes für Umwelt und Landwirtschaft Schleswig-Holstein, nach denen “konkret nur zwei kleinere Bereiche in der Nähe von Flensburg“ für die unterirdische Lagerung von CO2 geeignet seien. Sollte sich das bewahrheiten, sei „die Sache für Deutschland sowieso passé, weil wir überhaupt keine größeren Mengen an CO2 aufnehmen können“, sagte Kreibich.
Donnermeyer betonte, es gäbe keine Alternative zur Erprobung von unterirdischen CO2-Speichern: „10 Prozent der CO2-Emissionen aus Deutschland sind Prozessemissionen bei der Herstellung von Stahl, Zement, Chemie, Papier, Aluminium. Auch für dieses CO2 brauchen wir eine Lösung, wenn wir eine Industriegesellschaft bleiben wollen.“ Auf den Einwand seines Kontrahenten, dass die CCS-Technologie zusätzlich etwa ein Drittel der im Kraftwerksbetrieb eingesetzten Primärenergie verbrauche und bestenfalls einen Teil des CO2 abscheide, räumte er ein: „Na ja, technisch sind 99 Prozent drin, das ist dann nur nicht mehr wirtschaftlich. Das Verfahren kostet Energie – und Geld, das ist klar. Aber wir alle wissen: Das ist der Preis für den Klimaschutz. Und Abscheidegrade von 90 Prozent sind wirtschaftlich möglich. Das ist doch schon mal ein Riesenbatzen.“ (wst)