Arbeitsbedingungen: 15 von 17 Herstellern verstoßen gegen TCO-Kriterien
Das Nachhaltigkeits-Siegel von TCO klebt auf Produkten von Samsung, Dell, HP, Lenovo und vielen weiteren Marken. Nun verrät TCO erstmals, wie gut die Arbeitsbedingungen in den Fabriken wirklich sind.
TCO Development prüft Umwelt- und Sozial-Kriterien bei Monitoren, Computern, Smartphones und weiteren Geräten und vergibt dafür das Siegel "TCO Certified". Nun erlaubt das schwedische Unternehmen mit einer Studie zum ersten Mal einen Einblick in die Arbeitsbedingungen in den Fabriken, in denen die zertifizierten Produkte hergestellt werden.
Die von TCO beauftragten Prüfer haben Fabriken von 17 Marken beziehungsweise von deren Auftragsfertigern untersucht: Acer, AOC, Asus, Benq, Dell, Eizo, Fujitsu, HannsG, HP, Iiyama, Lenovo, LG, NEC, Philips, Samsung, Terra und ViewSonic.
Das Ergebnis: 15 der 17 Hersteller haben vielfach gegen ihre eigenen Verhaltenskodizes und gegen lokale Arbeitsgesetze verstoßen – und damit gegen die Anforderungen von TCO. Die größten Probleme liegen in den Bereichen Arbeitszeiten und Gesundheitsschutz. Nur sehr wenige Verstöße gab es in den Bereichen erzwungene Arbeit und Diskriminierung.
Die Schweden verraten nicht, welcher Hersteller wogegen verstoßen hat. Sie sind darauf angewiesen, dass die Hersteller weiter kooperieren, denn diese finanzieren die Kontrollen über Nutzungsgebühren für das TCO-Siegel im Endeffekt selbst.
"Um die IT-Industrie in eine nachhaltige Richtung zu führen, ist es nötig, genügend Marken im Boot zu behalten", erklärte TCO-Direktor Niclas Rydell gegenüber heise online. Deswegen dürfen die Hersteller trotz der dokumentierten Verstöße auch vorerst weiter mit dem TCO-Siegel werben.
Nur, wenn sie die Arbeitsbedingungen nicht verbessern, verlieren sie das Siegel, ergänzte Rydell. Die Hersteller, deren Korrekturpläne "wenig effektiv" wirken, sollen in Zukunft öfter untersucht werden.
In der Studie zählt TCO eine Reihe von Fortschritten auf, die man schon heute erreicht habe: Einige Marken hätten aufgrund der Untersuchungen die ILO-Kernarbeitsnormen in ihren Verhaltenskodex aufgenommen, ihren Kodex in die Sprache des Produktionslandes übersetzt, Auftragsfertiger geschult, vorgelagerte Zulieferer identifiziert und die Anerkennung von Gewerkschaften verbessert. Insgesamt seien die beteiligten Hersteller transparenter und verantwortungsbewusster geworden.
Siehe dazu auch:
- Die Macht der Einkäufer: Wie das Nachhaltigkeitssiegel TCO den Durchbruch schaffen soll
(cwo)