Aufschwung für selbstverlegte E-Books

Beim "Self-Publishing" gab es bisher wenige Möglichkeiten, seine Werke auch als E-Book herauszubringen. Auf der Buchmesse kündigten nun drei Verlage entsprechende Angebote an.

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Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Self-Publishing ist erst seit wenigen Jahren einer der großen Trends in der Buchbranche. Bislang gab es aber nur wenige Anbieter im deutschsprachigen Raum, die neben dem Druck von Werken auch das Erstellen von E-Books in mobilen Formaten unterstützten. Auf der Frankfurter Buchmesse kündigten gleich drei deutsche Self-Publishing-Verlage an, ihren Autoren nun auch eine elektronische Veröffentlichung anbieten zu können. Die Angebote von Books on Demand, Tredition und Newcomer Epubli unterscheiden sich allerdings deutlich.

Der Branchenführer auf dem deutschen Self-Publishing-Markt, Books on Demand (BoD), hat mit seinem Vorstoß in den digitalen Büchermarkt länger gezögert. Jetzt kommt er nur mit einem vergleichsweise eingeschränkten, für die Autoren wenig flexiblen Angebot auf den Markt: So ist die E-Book-Veröffentlichung an einen Vertrag für ein gedrucktes Buch gekoppelt. Autoren können sich also nicht nur für eine E-Book-Ausgabe entscheiden.

Die Konvertierung der Buch-Datei in die gängigen Formate EPUB und Mobipocket sowie die Anbindung an Apples iBookStore kostet im Paket 99 Euro. Den Autoren bietet Books on Demand eine Provision von 25 Prozent auf den Nettoladenpreis an. Unverändert beibt die Gebühr von 299 Euro für eine Vertragsauflösung vor Ablauf der Kündigungsfrist von fünf Jahren. Diese wird allerdings für das E-Book an die Restlaufzeit des Printbuchs angekoppelt.

BoD hat sich für eine Anbindung an den iBookStore von Apple entschieden, da dies der derzeit frequenz- und absatzstärkste Vertriebskanal für E-Books sei, wie Geschäftsführer Moritz Hagenmüller erklärt. Die Anbindung an weitere Vertriebsplattformen ist in Vorbereitung. Eine darüber hinausgehende Kooperation mit anderen E-Book-Plattformen oder eine Einbindung in die Kataloge des Android-Readers Aldiko oder des iPhone-Readers Stanza gebe es derzeit nicht. "Wir werden nicht jeden Flohzirkus mitmachen", meint der BoD-Chef.

Die Dateien im EPUB-Format sind nach Angaben von Hagenmüller mit Apples DRM (Digital Rights Management) verschlüsselt. Die Mobipocket-Formate sind DRM-geschützt, wobei die Anforderungen der jeweiligen künftigen Vertriebs-Plattformen hinsichtlich der Verbreitungsmöglichkeiten der geschützten Datei individuell berücksichtigt werden sollen. Auch Widgets will Books on Demand einführen, doch dafür gibt es noch keinen konkreten Termin.

Tredition bietet seinen Autoren ebenfalls 25 Prozent Provision, jedoch die derzeit umfangreichste Anbindung an mehrere hundert E-Book-Portale: Zur Buchmesse neu hinzugekommen ist Apples iBookStore und der Amazon Kindle Store, die E-Reader-Kataloge von Aldiko und Stanza sowie die Plattform des E-Reader-Herstellers Textr.

Bei den Formaten zeigt sich Tredition flexibel: Autoren können hier ihre Dokumente in die gängigen Formate EPUB, Mobipocket, AZW, LRF und PRC konvertieren. Sie können sich für DRM oder eine Sicherung mit digitalem Wasserzeichen entscheiden. Die Konvertierung kostet pro DIN A5-Seite 0,79 Euro, die Anbindung an die diversen Vertriebskanäle einmalig 79,90 Euro. Die Kündigungsfrist bei Tredition beträgt neuerdings nicht zwei, sondern drei Jahre.

Während BoD im Moment noch keine Projekte für die Entwicklung von multimedial angereicherten E-Books hat, wird Tredition bereits in zwei Wochen ein erstes Projekt in Kooperation mit einer Computerzeitschrift vorstellen. Widgets sind hingegen nicht in geplant. "Wir haben uns auf den normalen Vertrieb konzentriert und uns vom Social Web erst einmal fern gehalten", erläutert Geschäftsführer Sönke Schulz.

Die Holtzbrinck-Tochter Epubli ist ein Newcomer auf dem Self-Publishing-Markt. Autoren lockt der Anbieter mit einem attraktiven Honorar: 80 Prozent des Nettoverkaufspreises erhalten die Autoren im Epubli-Shop, 60 Prozent, wenn das E-Book über andere Vertriebskanäle verkauft wird. Die Kündigungsfrist beträgt dabei nur einen Monat. Grundsätzlich konvertiert Epubli alle Bücher in ein PDF-Format für den eigenen Shop.

Für Autoren, die auch im EPUB- und Mobipocket-Format veröffentlichen wollen, gibt es die Option "eBook plus" gestartet. Hier werden die E-Books für jährlich 19,95 Euro mit einer ISBN versehen und können nicht nur über den Epubli-Shop, sondern auch über den Amazon Kindle Store und den Apple iBookstore verkauft werden.

Allerdings empfiehlt Max Franke von Epubli den Autoren, für die Erstellung des EPUB-Formats professionelle Anbieter in Anspruch zu nehmen. Nur so könnten die Autoren verlässlich davon ausgehen, dass ihr E-Book vom iBookStore mit seinen speziellen Formatanforderungen akzeptiert wird. Epubli selbst bietet ein Konvertierungswerkzeug zwar an, doch das sei in anspruchsvolleren Fällen den Anforderungen des iBookStores nicht gewachsen.

Epubli setzt grundsätzlich kein DRM ein, "weil damit die Konzentration auf bestimmte Shopsysteme verbunden wäre", sagt Max Franke. Die E-Books werden allerdings mit einem digitalen Wasserzeichen versehen, das den Käufernamen enthält. Epubli bietet außerdem seit Neuestem auch Widgets an, die eine Anbindung an die gängigen Blogformate sowie Facebook ermöglichen. (vbr)