Ausprobiert: Lightroom wird mobil

Adobe hat seiner Fotobearbeitung endlich eine iPad-Version spendiert. Mac & i hat einen ersten Blick auf die neue App geworfen, die die Desktop-Version nicht ersetzen, sondern ergänzen soll.

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Die Auswahl an Bildbearbeitungswerkzeugen für das iPad ist nicht klein. Der Nutzer kann auf dem Tablet direkt zeichnen, mit Apps zahllose Filter anwenden, bis ins Details Fotos retuschieren oder große Bildersammlungen organisieren. Adobe selbst ist unter anderem mit einer mobilen Photoshop-Version vertreten, während Apple seit mehreren Jahren eine eigene iPhoto-Variante offeriert.

Entsprechend verwunderlich war es, wie lange es dann doch dauerte, bis Adobe endlich eine angepasste Version seines Profi-Foto-Werkzeugs Lightroom für das iPad fertig hatte. Die Wartezeit ist nun vorbei: Nach ersten Hinweisen im Januar erschien die App in dieser Woche nun offiziell. Der Download der auch mobil schlicht Lightroom getauften Anwendung für iOS 7 (und höher) ist vordergründig kostenlos.

Allerdings hilft das alleinige Herunterladen und Installieren wenig: Denn ohne Adobe-Account kann Lightroom erst gar nicht gestartet werden. Ein Abo muss aber zumindest am Anfang nicht vorhanden sein – man erhält, wie bei anderen Creative-Cloud-Programmen auch, eine 30-tägige kostenlose Probephase. Danach ist dann das aktuell 12,29 Euro im Monat teure Abo "Photoshop Photography Program" zu erwerben, wenn der Käufer nicht gleich zum großen (und teureren) CC-Paket greift.

Nach dem Einloggen, das zum Glück nur beim ersten Mal notwendig ist, präsentiert sich Lightroom ziemlich leer: Der Nutzer wird aufgefordert, eine Synchronisation mit einer auf dem Desktop laufenden Version der Anwendung herzustellen. Das geht mit der in Update 5.4 unter OS X und Windows eingeführten WLAN-Option. Mit dieser lassen sich einzelne Bildersammlungen im lokalen Netz transferieren (Smart Collections leider nicht).

Will der Nutzer das nicht, kann er auch auf die bereits auf dem iPad vorhandenen Bilder zugreifen. Dabei erlebten wir eine Überraschung: Nicht alle Aufnahmen wurden angezeigt, sondern nur die, die direkt auf dem Apple-Tablet erstellt wurden. Vom Mac via iTunes synchronisierte Fotos tauchten dagegen nicht auf. Warum das so ist, blieb zunächst unklar – andere Adobe-Apps wie etwa Photoshop Touch hatten auf unserem Test-iPad mit der Fotobibliothek keine Probleme.

Lightroom Mobile fĂĽrs iPad (13 Bilder)

Kompatibel zur Desktop-App

Lightroom Mobile macht schon beim ersten Start deutlich, dass eine direkte Synchronisation möglich ist. (Bild: Mac & i)

Sind erst einmal Bilder in Lightroom Mobile, kann der Nutzer mit der Sortierung und Bearbeitung beginnen. Das geht dank einiger Gesten, die sich beim ersten Ausprobieren schnell lernen lassen, flott von der Hand. Niedrig auflösende Bilder werden in einem Raster gezeigt, Smart Previews lassen sich mit einem Klick öffnen.

Im Editiermodus stehen dann eine Reihe von Filtern, Farbeinstellungen und Cropping-Möglichkeiten bereit. Das, was sich in Lightroom auf dem Desktop unter "Entwickeln" im Basismodus befindet, ist auch hier vorhanden. Manche Detailbereiche werden jedoch durch Effekte ersetzt, die zu simpel erscheinen. Hier entsteht dann der Eindruck, nicht so viel Kontrolle zu haben wie auf dem Desktop. Histogramm und Metadaten werden eingeblendet, eine Editiermöglichkeit fanden wir nicht.

Hat sich der Nutzer für die Synchronisation mit Lightroom auf dem Desktop entschieden, werden Änderungen schnell weitergereicht. Das liegt daran, dass Lightroom nicht ganze Bilder austauscht, sondern kleine Dateien, die die XML-Befehle für die Änderungen enthalten. Zwar lassen sich Änderungen schrittweise rückgängig machen, eine detaillierte Anzeige vorheriger Editierschritte fehlt aber.

Ist die Bearbeitung abgeschlossen, lassen sich Bilder weitergeben. Das geht ĂĽber die in iOS eingebauten Standardtechniken wie Facebook, Flickr, Twitter, Mail, Messages oder AirDrop, aber auch ĂĽber die neue Lightroom-Webansicht. Mit ihr lassen sich ganze Sammlungen im Browser freigeben.

Alles in allem macht Lightroom auf dem iPad derzeit noch einen zwiespältigen Eindruck. Es war zu erwarten, dass die umfangreichen Editierfunktionen der Desktop-Version nicht in die Mobilversion geholt werden würden, doch etwas mehr Funktionalität hätte man sich doch gewünscht. So fehlt etwa das Pinselwerkzeug.

Das Interface ist minimalistisch, aber gelungen – wenn man einmal die Gesten verinnerlicht hat. Wer bereits über ein CC-Abo verfügt, nimmt die App gerne mit, als Kaufgrund etwa für das Abo "Photoshop Photography Program" kann sie aber nicht gelten. (bsc)