Bericht: Microsoft und Finanzinvestoren an Yahoo interessiert

Microsoft könnte nach Informationen des "Wall Street Journal" das Internet-Unternehmen Yahoo kaufen. Für CEO Steve Ballmer wäre das ein später Triumph – er würde nur einen Bruchteil seines einstigen Angebots von rund 45 Milliarden Dollar zahlen müssen.

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Von
  • dpa

Microsoft prüft laut einem Zeitungsbericht den Kauf des kriselnden Internet-Pioniers Yahoo zusammen mit Finanzinvestoren. Die Idee sei, dass Microsoft mehrere Milliarden Dollar aufbringe und die Investoren um die Firma Silver Lake Partners den Rest, berichtete das Wall Street Journal am Mittwochabend unter Berufung auf informierte Personen. Demnach hätten mindestens neun große amerikanische Finanzinvestoren ein Angebot für Yahoo durchgespielt. Das Unternehmen kostet an der Börse aktuell gut 20 Milliarden Dollar.

Für Microsoft wäre es ein Schnäppchen im Vergleich zum vorherigen Kauf-Versuch im Jahr 2008. Damals bot Microsoft-Chef Steve Ballmer rund 45 Milliarden Dollar. Doch Yahoo-Gründer Jerry Yang ließ ihn abblitzen. Auch jetzt betonte er auf der Technologie-Konferenz "AsiaD" in Hongkong, dass ein Verkauf nur eine der Möglichkeiten sei. Ballmer verweigerte kürzlich auf dem Web 2.0 Summit eine Antwort auf die Frage, ob er an Yahoo interessiert sei.

Yahoo hat bei einigen Diensten wie E-Mail bis zu 700 Millionen registrierte Nutzer – es gelang dem Unternehmen allerdings nicht, diese hohen Nutzerzahlen in entsprechend hohe Werbeeinnahmen umzumünzen. Yahoo hat bereits die eigene Suchmaschinen-Technik aufgegeben und auf Microsofts Bing umgesattelt. Die Partnerschaft wurde kürzlich um zwei Jahre verlängert. Microsoft hatte danach wiederholt zu verstehen gegeben, kein Interesse am Rest von Yahoo zu haben. Zuletzt litt Yahoo im Kampf um die Werbe-Dollar immer mehr unter der starken Konkurrenz von Google und des weltgrößten Online-Netzwerks Facebook.

Das Wall Street Journal nannte als weitere Interessenten die Finanzinvestoren Blackstone, TPG, KKR, Bain Capital, Carlyle Group, Hellman & Friedman, Providence Equity und Warburg Pincus. In der Aufzählung fehlte von den großen Namen der Branche eigentlich nur Cerberus. Die Yahoo-Aktie kostete zum Börsenschluss am Mittwochabend knapp 16 Dollar. Einige Finanzinvestoren glaubten, dass ein Deal zum Preis von 16 bis 18 Dollar pro Anteilsschein machbar sein könnte, schrieb die Zeitung.

Der Yahoo-Verwaltungsrat prüft gerade alle Optionen, darunter auch einen Verkauf des Unternehmens.
Auch sucht das Unternehmen derzeit einen neuen Konzernlenker, nachdem die bisherige Chefin Carol Bartz im September gefeuert worden war. Ihr wurde vorgeworfen, die Geschäftsentwicklung nicht schnell genug verbessert zu haben. Wie lange der Entscheidungsprozess dauern könnte, ließ das Unternehmen am Vortag bei Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal offen. In dem Vierteljahr waren Umsatz und Gewinn erneut zurückgegangen.

Ein Problem für einen Verkauf könnte die Beteiligung am Betreiber der größten chinesischen Handelsplattform Alibaba werden. Sie ist inzwischen das Wertvollste an Yahoo. Der 40-prozentige Alibaba-Anteil wird inzwischen mit 14 Milliarden Dollar bewertet. Alibaba-Gründer Jack Ma meldete vor kurzen ebenfalls Interesse an einer Übernahme von Yahoo an. Jack Ma hatte bereits erfolglos versucht, den Yahoo-Anteil an seinem Konzern zurückzukaufen und sieht jetzt seine Chance, das Problem mit der Übernahme des gesamten US-Unternehmens zu lösen. Nun drängt er laut Bloomberg auf eine Antwort von Yahoo auf sein Angebot. Der potenzielle Microsoft-Partner Silver Lake hatte zuletzt auch massiv in Alibaba investiert. (anw)