Beschleunigte Mobilfunknetze: Eine Bestandsaufnahme

Als hätten sie sich verabredet feuern deutsche Mobilfunknetzbetreiber System-Upgrades für immer höhere Geschwindigkeiten ab. Kunden wünschen sich natürlich eher einen Konkurrenzkampf auf der Preisebene.

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Zum Schluss warf auch die Telekom ihren Hut in den Ring, nachdem zuvor schon E-Plus, TelefĂłnica O2 und Vodafone substanzielle Verbesserungen und neue Mobilfunkausbaustufen gemeldet hatten. Nun buhlen drei Netzbetreiber mit schnellen LTE-Netzen um die Gunst der Mobil-Surfer und E-Plus bleibt mit seiner HSPA+-Stufe mit maximal 42,2 MBit/s im UMTS etwas zurĂĽck.

150 MBit/s liefern Telekom und Vodafone per LTE aus, freilich recht unterschiedlich: Vodafones Deckungsbereiche beschränken sich derzeit auf Hotspots in Ballungszentren. Für die 150-MBit/s-Stufe ist das Unternehmen nämlich auf 2,6-GHz-Frequenzen angewiesen. Das gleichfalls vorhandene 800-MHz-Spektrum eignet sich nicht so gut zur Abdeckung städtischer Bereiche und ist zudem mit nur 10 MHz Breite nach Lage der Dinge nicht für 150 MBit/s geeignet. Dafür sind gemäß 3GPP-Standard Release 8 20 MHz breite Kanäle erforderlich.

Mit 4G-Mobilfunk warten immerhin schon drei deutsche Netzbetreiber auf. E-Plus hat zwar ebenfalls Frequenzen, die fĂĽr LTE geeignet sind, hat sich bisher aber nicht entscheidend in diese Richtung bewegt.

Da hat die Telekom gut Lachen: Das Unternehmen führt im Frequenzportfolio ein ausreichend breites 1800-MHz-Band – 20 MHz, Winterspeck aus guten alten GSM-Zeiten. Dieser Spektrumteil eignet sich sehr gut für die Abdeckung dicht bebauter Gebiete. So kommt es, dass die Telekom weit größere Bereiche mit 150 MBit/s versorgt als Vodafone (nur 5 MHz im 1800-MHz-Band). Von der Frequenzausstattung im lukrativen 1800er Band her könnten nur E-Plus und Telefónica O2 ähnlich große Brötchen backen (27,4 MHz beziehungsweise immerhin 17, 4 MHz in der Hand von Telefónica O2). Aber die kleineren Mitbewerber haben es schon schwer genug, beim Ausbautempo der Telekom überhaupt mitzuhalten. Telefónica O2 macht noch die ersten LTE-Schritte und liefert in einigen Städten immerhin schon mal 50 MBit/s. Jenseits Deutschlands wird freilich schon die 300-MBit/s-Stufe per LTE-Advanced in Angriff genommen.

Auf Teilnehmerseite sind für 150 MBit/s Geräte der LTE-Kategorie 4 erforderlich (LTE Cat4). Vodafone bietet dafür das Smartphone Huawei Ascend P2 und den Surf-Stick Huawei K5150H. In Telekoms Portfolio zählen das kommende Samsung Galaxy S4 mit LTE+, Telekom Speedstick LTE III, Speedbox LTE II und Speedbox LTE mini zu den Cat4-Geräten; für die Telekom-Geräte soll es im September Software-Aktualisierungen geben. Für die HSPA+-Technik mit Dual Carrier, die E-Plus stolz als jüngstes Netz-Upgrade anbietet, empfiehlt der Betreiber zwei Dual-Carrier-fähige Smartphones, das Samsung Galaxy S4 und das iPhone 5 von Apple. Die Telekom setzt die Technik freilich schon seit 2011 ein.

Das iPhone 5 hat als eines der ersten Geräte auf dem hiesigen Markt nicht nur LTE, sondern auch die Dual-Carrier-Technik für die Bündelung von zwei 5-MHz-UMTS-Kanälen und 42,2 MBit/s mitgebracht. Inzwischen kommen erste LTE-Geräte der Kategorie 4 für bis zu 150 MBit/s auf den Markt.

Unterm Strich haben die Betreiber das Interesse der Kundschaft spürbar geweckt. Aber am ganz großen Ansturm scheint noch keines der Unternehmen interessiert zu sein; die Tarife für die höchsten Datenraten sind gesalzen. Um etwa bei Telefónica O2 das tariflich zugesicherte LTE-Maximum von 50 MBit/s ausschöpfen zu können (wenn man denn nah genug an einen Sender herankommt, den sonst niemand mit Beschlag belegt), muss man mindestens 40 Euro monatlich auf den Tisch blättern (Tarif o2 Blue All-in L). Weil aber das Inklusiv-Volumen gemessen an der Datenrate bescheiden ausfällt (bei o2 Blue All-in L sind es 2 GByte pro Monat), machen manche enttäuschten Interessenten die ironische Rechnung auf, nach wievielen Minuten Surfens bei Fullspeed das Inklusivvolumen aufgebraucht ist. Natürlich sind das nur Rechenspiele ohne Praxisrelevanz. Aber sie zeigen deutlich, wo der Schuh drückt – und dass die Betreiber mit Andrang rechnen können, sobald sie die Preisschraube lockern. (dz)