Broadcom veröffentlicht Open-Source-WLAN-Treiber für Linux

Als letzter großer Hersteller von WLAN-Chips unterstützt nun auch Broadcom die Entwickler von quelloffenen Linux-Treibern.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Broadcom hat den für die 802.11n-WLAN-Chips BCM4313, BCM43224 und BCM43225 geeigneten Linux-WLAN-Treiber brcm80211 unter einer GPL2-kompatiblen Lizenz freigegeben. Kernel-Hacker Greg Kroah-Hartman hat ihn bereits in den Entwicklerzweig des für qualitativ minderwertige Treiber gedachten Staging-Tree aufgenommen und angekündigt, den Treiber für die Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres erwartete Linux-Version 2.6.37 in den Hauptentwicklungszweig von Linux zu integrieren.

Der langjährige Linux-WLAN-Treiber-Entwickler Luis R. Rodriguez ("mcgrof") lobt Broadcom in einem Dent bei der Twitter-Alternative Identi.ca; seiner Ansicht nach komme damit die Mission zur Offenlegung aller wichtigen 802.11-WLAN-Treiber nach ungefähr fünf Jahren zu einem Ende. Mit diesem Schritt dürfte langfristig auch die Warnung vor dem Kauf von Broadcom-Hardware überflüssig werden, die kürzlich in das Wiki der derzeit in San Francisco tagenden WLAN-Treiber-Entwickler einfloss und im vor einigen Tagen veröffentlichten Kernel-Log Erwähnung fand.

Linux-WLAN-Hacker Luis R. Rodriguez kurz nach der Freigabe des 802.11n-Broadcom-Treibers.

Hintergrund für diese Warnung war der proprietäre Treiber broadcom-wl, der neben dem kaum mehr gewarteten Ndiswrapper bislang die einzige Möglichkeit war, viele der neueren WLAN-Chips von Braodcom unter Linux in Betrieb zu nehmen. Für viele ältere Broadcom-WLAN-Chips enthält der Linux-Kernel schon länger einen maßgeblich mit Hilfe von Reverse Engineering entstandenen Treiber b43; auf dessen Seite im Wiki der Linux-WLAN-Entwickler finden sich neben den vom neuen Treiber unterstützten Chips noch einige weitere, die bislang als nicht unterstützt gelten. Schon die Freigabe-Ankündigung von Brcm80211 weist darauf hin, dass der Treiber ein Framework zur Unterstützung weiterer Chips biete.

Der jetzt freigegeben Treiber basiert auf dem Mac80211 genannten WLAN-Stack des Linux-Kernels, auf dem alle neueren WLAN-Treiber des Kernels aufsetzen; damit ist er einigen der anderen Treiber im Staging-Zweig voraus, die auf anderen WLAN-Stacks basieren – das ist aber nur einer der Gründe ist, warum diese Treiber im Bereich für minderwertige Treiber residieren.

Einige Hinweise zum Funktionsumfang von Brcm80211 liefert dessen Dokumentation; die bei Staging-Treibern vorgeschriebene ToDo-Datei liefert einen Überblick über die noch anstehenden Arbeiten, bevor der Treiber aus Staging-Bereich an den für ordentliche WLAN-Treiber vorgesehenen Platz im Kernel-Quellcode umziehen kann. Möglicherweise erweitern die Kernel-Entwickler aber mit Hilfe des nun offenliegenden Codes auch den älteren Broadcom-Treiber um Unterstützung für die von Brcm80211 unterstützten Bausteine oder verpassen ihm im Rahmen von größeren Überarbeitungen einen neuen Namen. (thl)