China: Weniger Kohle für frischere Luft

China kann in Bezug auf den Verbrauch und die Produktion von Kohle erhebliche Fortschritte vorweisen. Sowohl staatliche Regulierungen als auch Abgas reinigende Technologien trugen dazu bei.

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Kohle auf Fahrzeug

China verbrennt so viel Kohle wie der Rest der Welt zusammen, doch das soll sich ändern.

(Bild: Francisco Anzola)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Richard Martin

Einem Greenpeace-Bericht zufolge ist in China der Verbrauch an Steinkohle innerhalb der ersten vier Monate des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um acht Prozent gefallen. Hält dieser Trend bis Jahresende an, wäre das "die größte verzeichnete Reduzierung im Jahresvergleich in der Steinkohlenutzung und beim CO2-Ausstoß unter allen Ländern", heißt es in dem Bericht, der in der aktuellen Ausgabe der Technology Review (im Handel erhältlich oder im heise shop zu bestellen) zitiert wird.

China ist weltweit der größte Produzent und Verbraucher von Kohle. Das Land verbrennt jährlich so viel wie der Rest der Welt zusammen. Sowohl das Klima als auch die Gesundheit der Einwohner leiden. Laut einer Studie des Projekts Global Burden of Disease (GBD), veröffentlicht im Fachmagazin "The Lancet", sterben in China jedes Jahr 1,2 Millionen Menschen vorzeitig aufgrund der Schadstoffbelastung in der Luft.

Doch die Publikation von Greenpeace zeigt, welche erheblichen Fortschritte das Land in den vergangenen Jahren gemacht hat. In vielen zentralen Städten Chinas sank nach Angaben der Umweltschutzorganisation die Luftverschmutzung von 2013 auf 2014. Im ersten Quartal 2015 fiel die Feinstaub-Belastung noch einmal um knapp ein Drittel. Bei den Partikeln unter einer Größe von 2,5 Mikrometern (PM 2,5), die besonders schädlich sind und zu Emphysemen und anderen Atemwegserkrankungen führen, sank die Belastung in der Provinz Hebei um 31 Prozent.

Die Verbesserungen sind zum Großteil auf strenge Regulierungen der Regierung zurückzuführen, die das Heizen zu Hause mit Kohle betreffen. Außerdem wurden kleine und schmutzige Kohlekraftwerke in der Nähe großer Städte geschlossen. Ein weiterer Grund ist der weit verbreitete Einsatz von sogenannten Scrubbers, die mittels Flüssigkeit oder trockenen Stoffen Schadstoffe aus Abgasen "waschen", und anderen reinigenden Technologien. Sie gehören im Westen längst zum Standard und breiten sich nun in China aus. Glaubt man einigen Schätzungen, sind fast 90 Prozent der Kohlekraftwerke des Landes zumindest mit grundlegender Umwelttechnologie ausgestattet.

"In Bezug auf die konventionellen Abgase wird China bis 2020 auf dem gleichen Level liegen wie die USA oder Europa", meint William Latta, Gründer von LP Amina. Die Firma nutzt Ammoniak-Derivate, sogenannte Amine, um die Umweltbelastung aus den Schloten von Kohlekraftwerken zu reduzieren, besonders Schwefel- und Stickstoffoxide. Zumindest für ihn hat die positive Entwicklung allerdings eine Schattenseite: "Unser Geschäft verlangsamt sich definitiv – wir werden dieses Jahr nur noch halb so groß sein wie im vergangenen Jahr", sagt Latta.

Die einfachen Wege hin zu sauberer Luft hat China damit zurückgelegt. Nun folgt der schwere Teil: "Was passiert mit dem CO2?", bringt es Latta auf den Punkt. Nach der großen Kohlereinigung steht nun die Umwandlung der Kohle in Synthesegas an. Die soll ein Prozess namens Integrated Gasification Combined Cycle (IGCC) erledigen. Diese modernen Vergaser erlauben es, Kohle effizienter zu nutzen sowie das Kohlendioxid einfacher abzuscheiden.

Dazu haben sich chinesische Energieversorgungsunternehmen, inklusive der großen Kohlelieferanten, mit GE und kleineren US-Firmen wie LP Amina, Synthesis Energy Systems und Summit Power zusammengeschlossen. Sie wollen Kraftwerke bauen, die synthetisches Erdgas zur Energieerzeugung, für Petrochemikalien, Wärme für Industrieprozesse und mehr liefern sollen. Zuletzt steht nichts weniger auf dem Plan, als ganz entscheidend die Nutzung von Kohle einzuschränken.

Mehr dazu lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Technology Review, die am Kiosk erhältlich und online bestellbar ist.

(jle)