"Chinas Gehirn": Baidu plant Großprojekt zu künstlicher Intelligenz
Wissenschaftler überall auf der Welt arbeiten an superintelligenten Computern. Künstliche Intelligenz könnte unsere Zukunft bestimmen. China will auf dem Markt eine Führungsrolle übernehmen.
China will die internationale Forschung zu künstlicher Intelligenz (KI) aufmischen. Mit einem Großprojekt unter dem Namen "Chinas Gehirn" sollen mit staatlicher Förderung Firmen und Universitäten gemeinsamen an zukunftsweisenden Technologien arbeiten, kündigte der Chef von Chinas Internetgiganten Baidu, Robin Li, am Dienstag in Peking an. "Künstliche Intelligenz ist eine der wichtigsten Technologien des 21. Jahrhunderts", sagte Li. China müsse in dem Bereich eine internationale Führungsrolle übernehmen.
Chinas Computerforschung genießt einen guten Ruf. "Ich traue den Chinesen sehr viel zu", sagte Reinhard Karger, Sprecher des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz. "Wenn man künstliche Intelligenz weiterentwickeln möchte, braucht man viel Geld, Talent und Konsequenz – alles das hat China." Deshalb sei die Ankündigung sehr ernst zu nehmen.
Robin Li stellte das landesweite Projekt zum Auftakt der Konsultativkonferenz vor, die jedes Jahr wenige Tage vor der Jahressitzung des Volkskongresses in Peking beginnt. "Entwickelte Staaten haben ihre KI-Anstrengungen ausgeweitet. China scheint aber noch bei der Grundlagenforschung zurückzuliegen", klagte Li. Deshalb müsse die Regierung den Aufbau der Plattform für KI-Forschung unterstützen. Künftige Technologien könnten beispielsweise selbstfahrende Autos, automatisierte Diagnoseinstrumente in der Medizin oder intelligente Drohnen sein.
Big Data im Reich der Mitte
"Die chinesische Informatik hat einen herausragenden Stand", sagte Karger, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Information und Wissen ist. "Brillante Ergebnisse wird man haben, wenn man Zugriff auf viele Daten hat." Gerade in China sei es möglicherweise leichter möglich, Zugang zu großen Datenmengen zu bekommen. Künstliche Intelligenz sei etwa bei der Lösung von Problemen im Umweltschutz oder Herausforderungen des demografischen Wandels wichtig. Als bevölkerungsreichstes Land der Erde hätten die Probleme eine besondere Brisanz. Es sei China nur zu wünschen, dass es in seinen Anstrengungen erfolgreich sein werde.
Baidu gehört zu Chinas Vorreitern bei der Forschung zu künstlicher Intelligenz. Der Betreiber von Chinas größter Suchmaschine hatte vergangenes Jahr Forscher von Google abgeworben und im kalifornischen Silicon Valley ein KI-Entwicklungszentrum eröffnet. Baidu behauptet, die weltweit beste Spracherkennung in Englisch anzubieten – besser als die Konkurrenten Google und Apple.
Das Milliardenreich China ist die größte Internetnation der Welt. Neben Baidu dominieren die chinesischen Firmen Tencent und Alibaba das Geschäft mit Produkten und Dienstleistungen für die mehr als 600 Millionen Onlinenutzer. (axk)