Contra Paypal: Deutsche Banken wollen eigenes Online-Bezahlsystem
Die deutsche Kreditwirtschaft bastelt seit geraumer Zeit an einem eigenen Online-Bezahlsystem. Reichlich spät wollen sie damit auf den Markt, wie Branchenkenner meinen. Die etablierte Konkurrenz ist groß.
Die Sparkassen gehen beim von der deutschen Kreditbranche geplanten Aufbau einer Alternative zu etablierten Online-Bezahldiensten in die Offensive. "Bis zum Weihnachtsgeschäft 2015 wollen wir das neue Bezahlverfahren am Start haben», sagte der Geschäftsführer des Deutschen Sparkassenverlags (DSV), Wilhelm Gans, im Gespräch mit der Zeitung Die Welt.
Erste Pilotversuche seien für August des kommenden Jahres geplant. Die deutschen Banken arbeiten unter dem gemeinsamen Dach der Deutschen Kreditwirtschaft schon länger an einem Konkurrenten für die etablierten Online-Bezahldienste wie die Ebay-Tochter Paypal. Der Wettbewerb auf dem Markt für digitale und mobile Bezahlsysteme ist ausgesprochen hart und die Konkurrenz inzwischen sehr groß. Branchenbeobachter sind deshalb skeptisch, ob die deutschen Kreditinstitute mit ihrem eigenen System nicht zu spät kommen könnten.
BV für Bezahlverfahren
Ein Name für das neue Bezahlverfahren, mit dem Kunden per Mausklick im Internet zahlen können, werde noch gesucht, sagte Gans. Bislang läuft das Projekt unter dem Kürzel BV für Bezahlverfahren. Die Sparkassen hatten sich lange offen gehalten, ob sie einen gemeinsamen Weg mit den Genossenschaftsbanken und den privaten Instituten gehen wollen. Das ist nun offenbar geklärt.
"Ich gehe in hohem Maße davon aus, dass sich die Sparkassen an dem neuen Bezahlverfahren beteiligen werden", sagte Gans der Zeitung. Die endgültige Entscheidung stehe zwar noch aus, doch die drei Bankenlager hätten sich in den vergangenen Monaten aufeinander zu bewegt.
Erweiterung auf mobiles Bezahlen?
Unstimmigkeiten zwischen den drei großen Bankengruppen gab es dem Bericht zufolge unter anderem über den Umfang und die Vermarktung des Online-Bezahldienstes der Geldinstitute. Laut Gans kamen alle Seiten nun überein, dass sich der neue Bezahldienst der Banken in einem ersten Schritt ganz auf den elektronischen Handel beschränken wird. "Eine spätere Erweiterung auf mobile Bezahldienste an der Ladenkasse ist damit nicht ausgeschlossen." Die Verbände von Genossenschaftsbanken und den Privatbanken wollten sich in der Zeitung nicht zum Stand der Planungen äußern.
Der DSV agiert als spezialisierter Lösungsanbieter für die Sparkassen sowie die Unternehmen und Verbände der Sparkassen-Finanzgruppe. Erst am Dienstag wurde bekannt, dass der DSV 80 Prozent der Anteile des auf E-Commerce spezialisierten Bezahldienstleisters Payone übernommen hat. Payone hat vergangenen Jahr laut eigenen Angaben Zahlungen in Höhe von 3 Milliarden Euro abgewickelt – unter anderem für Zalando. Die Kaufsumme wurde nicht genannt. (Mit Material der dpa) / (axk)