Daimler: "Markt für E-Mobilität ist so weit" - neue Modelle kommen
Noch kann die Kaufprämie für E-Autos nicht beantragt werden, trotzdem setzen die Hersteller bereits darauf. Daimler-Vorstand Thomas Weber hält den Markt für reif. Zum Pariser Autosalon im September kündigen die Stuttgarter eine wichtige Vorstellung an.
Daimler will den Anteil der verkauften Autos mit Elektroantrieb in den kommenden Jahren deutlich ausbauen und plant weitere Modelle. "Bis 2020 wird Elektromobilität bei Daimler sechsstellig", sagte Entwicklungsvorstand Thomas Weber bei einer Veranstaltung des Autoherstellers. Auf dem Pariser Autosalon im September wollen die Stuttgarter den Ausblick auf ein rein batterieelektrisches Fahrzeug geben. Es soll mit einer Ladung bis zu 500 Kilometer weit fahren und in den nächsten Jahren auf den Markt kommen, wie der Hersteller schon früher angekündigt hatte.
Wie viele Wagen mit Elektro- oder Hybridantrieb, der E- und Verbrennermotor vereint, Daimler derzeit verkauft, veröffentlicht das Unternehmen nicht. Derzeit liegen alle deutschen Oberklasseanbieter Branchenschätzungen zufolge im fünfstelligen Bereich pro Jahr. Weltweit verkaufte Daimler 2015 knapp zwei Millionen Autos.
In Deutschland hat Daimler im vergangenen Jahr nach Statistiken des Kraftfahrt-Bundesamtes rund 3000 Autos mit Elektroantrieb abgesetzt. 1161 davon hatten einen reinen E-Motor im Smart und in der B-Klasse, der Rest fuhr als Hybridauto mit Strom und Benzin. Zum Vergleich: Insgesamt verkaufte Daimler bundesweit rund 310.000 Autos.
Weber hält den Markt für Elektroantriebe trotzdem für reif. "Wir sind überzeugt, dass der Markt jetzt so weit ist" – obwohl er einräumte, dass kein Hersteller derzeit Geld damit verdiene. "Ich glaube, dass die Kaufprämie dazu beitragen kann, die Masse zu unterstützen." Entscheidend sei aber der Aufbau der Infrastruktur für E-Autos.
Auch andere Hersteller geben sich optimistisch. Bis zum Jahr 2025 erwartet Volkswagen laut einem Bericht der "Automobilwoche" einen E-Auto-Marktanteil von 25 Prozent in der EU, China und den USA. 2030 könnten dann die Hälfte aller verkauften Autos Elektrofahrzeuge sein.
Plug-in-Technik als mentaler Einstieg
Die Plug-in-Technologie, die Verbrennungs- und Elektromotor vereint, sei der entscheidende, auch mentale Einstieg in die Elektromobilität, meinte Weber. Aus diesem Grund sollen in Zukunft alle Modelle mit der Technik angeboten werden. "Schritt für Schritt werden wir auf diese Weise alle Mercedes-Benz-Cars-Pkw elektrifizieren", sagte der Manager. 2017 sollen zehn Modelle als Hybrid verfügbar sein.
Auch das 2017 in Serie geplante Brennstoffzellen-Auto auf Basis des sportlichen Geländewagens GLC soll auf der Pariser Messe gezeigt werden. Es wird mit einem Plug-in-Hybrid-Motor ausgestattet, der sowohl mit Wasserstoff also auch mit Strom betankt werden kann. Die Stückzahlen dürften sich allerdings in Grenzen halten. Die Produktion werde sich im vierstelligen Bereich bewegen, sagte Harald Kröger, Entwicklungschef für Elektromobilität bei Mercedes-Benz.
Daimler investiert in den kommenden beiden Jahren 14,5 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung. "Mehr als die Hälfte davon fließt erneut in 'grüne Technologien'", sagte Weber. In die Pkw-Forschung gingen davon 5,4 Milliarden Euro pro Jahr.
An einen Abschied vom Verbrennungsmotor sei aber noch nicht zu denken, so Weber: "Wir glauben, dass effiziente Diesel und Benziner noch jahrzehntelang im Straßenverkehr darüber entscheiden, wie viel CO2 tatsächlich eingespart werden kann." Gleichzeitig bereitet sich Daimler auch auf eine strengere Gesetzgebung für Ottomotoren vor. Von 2017 an sollen auch Benziner serienmäßig mit Partikelfiltern ausgestattet werden. "Wir warten nicht, bis der Gesetzgeber uns dazu zwingt", sagte Weber.
(axv)