DatenschĂĽtzer: Massenhaftes Datensammeln ist nicht mehr aufzuhalten
Google, NSA, Arbeitgeber oder Krankenkassen - alle wollen unsere Daten. Big Data eben. Der beste Weg, sich gegen die Datensammelwut aus dem Internet zu schĂĽtzen, sei immer noch, Datensparsamkeit zu pflegen, meint Thilo Weichert.
Schleswig-Holsteins oberster Datenschützer, Thilo Weichert, hat angesichts der Spähaffären des US-amerikanischen Geheimdienstes dazu geraten, deutsche oder europäische E-Mail- und Internetdienstleister zu nutzen. Diesen Ratschlag könne man schon geben, sagte der Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz (ULD) in einem Interview mit dpa. Dies liege unter anderem daran, dass deutsches Datenschutzrecht besonders klar und die Datenschutzaufsicht so flächendeckend wie in kaum einem anderen Land sei. "In dem Augenblick, wo die Sachen in den USA sind, werden sie definitiv von NSA und dann in der Folge von CIA, FBI, DEA und wie sie alle heißen möglicherweise weiterverwendet." Big Data ist am heutigen Montag Thema der Sommerakademie des Landeszentrums.
Weichert nannte als gute Beispiele die Maildienste von United Internet wie web.de oder gmx.de beziehungsweise T-Online von Telekom. "Wenn ich hingegen Google-Mail nutze, dann gehe ich sicher, dass diese Daten in den USA gespeichert werden und dann von der NSA mitgeloggt werden können." Und auch bei den Suchmaschinen gebe es Alternativen zu Google, sagte Weichert. "Etwa den von uns zertifizierten Dienst ixquick oder auch duckduckgo, die sich verpflichtet haben, keine Nutzerdaten zu sammeln."
Der beste Weg, sich gegen die Datensammelwut aus dem Internet zu schĂĽtzen, sei aber immer noch, Datensparsamkeit zu pflegen. Denn viele der Daten, die beispielsweise in Webblogs oder sozialen Medien wie Facebook hinterlassen werden, verraten viel ĂĽber den Einzelnen. "Sie lassen sich zu beliebigen Zwecken nutzen, beispielsweise fĂĽr Werbe- aber eben auch fĂĽr Geheimdienstzwecke", sagte Weichert.
Bis zum Bekanntwerden der Abhörskandale des US-Geheimdienstes NSA - Stichwort Prism/Tempora - interessierte das Datensammeln und -auswerten die Menschen eher weniger. Jetzt hingegen taucht oft die Frage auf: Wie kann ich mich gegen das Datensammeln schützen?
Thilo Weichert: Als Betroffener gibt es nur eine einzige Lösung: Datensparsamkeit zu pflegen. Big Data ist etwas, was sich jenseits der Betroffenen abspielt. Die Daten, die von einem selbst mal draußen sind, hat der Einzelne nicht mehr unter Kontrolle. Man kann natürlich versuchen, Auskunftsansprüche geltend zu machen oder die Aufsichtsbehörden einzuschalten, aber das sind im Prinzip nur Notmaßnahmen. Big Data selbst kann man dadurch nicht mehr verhindern. Alles was erst mal an Daten vorhanden ist, das kann auch derart ausgewertet werden.
Big Data lässt sich also nicht mehr stoppen?
Weichert: Nein, die Technik ist vorhanden, die Verknüpfung ist vorhanden, die Speicherkapazitäten sind vorhanden. Man kann zwar versuchen, auf die Auswerter Einfluss zu nehmen, aber oft verweigern sie sich. Das sieht man jetzt ja bei der NSA, die sich rausredet, ohne wirklich die Hosen runter zu lassen.
NĂĽtzt es den Menschen in Deutschland, wenn sie fĂĽr ihren Email- und Internetverkehr nur Server benutzen wĂĽrden, die in Deutschland stehen, weil hier das Datenschutzrecht besser ist?
Weichert: Ja. Deutsches Datenschutzrecht ist mit am klarsten, und auch die Datenschutzaufsicht in Deutschland ist mit die flächendeckendste. Daher kann man schon den Ratschlag geben, wenn es irgendwie geht, deutsche beziehungsweise europäische Dienstleister zu nutzen. In dem Augenblick, wo die Sachen in den USA sind, werden sie definitiv von NSA und dann in der Folge von CIA, FBI, DEA und wie sie alle heißen möglicherweise weiterverwendet.
Und woran kann ich jetzt als Laie erkennen, dass ich einen deutschen oder anderen sicheren Dienstleister nutze?
Weichert: Beispielsweise, wenn ich einen Maildienst von United Internet wie web.de oder gmx.de beziehungsweise T-Online von Telekom verwende. Wenn ich hingegen Google-Mail nutze, dann gehe ich sicher, dass diese Daten in den USA gespeichert werden und dann von der NSA mitgeloggt werden können. Und auch bei den Suchmaschinen gibt es Alternativen zu Google. Etwa den von uns zertifizierten Dienst ixquick oder auch duckduckgo, die sich verpflichtet haben, keine Nutzerdaten zu sammeln.
Stoppen lässt sich Big Data also nicht mehr. Wie sollte das Datensammeln- und Auswerten denn geschehen, damit möglichst viele Datenschutzrechte eingehalten werden können?
Weichert: Den gesammelten Daten müssten Metadaten darüber zugegeben werden, wer auf die Daten zu welchem Zweck zugreifen darf, und welche Relevanz die Daten haben. Im polizeilichen Bereich ist es beispielsweise ein riesiger Unterschied, ob mein Name als Zeuge, Verdächtiger oder Kontaktperson gespeichert ist, was entsprechend über Metadaten abzubilden ist. Dann ist es nur noch eine Frage des Datenschutzmanagements, datenschutzkonformes Big Data zu realisieren. Die Daten dürfen nicht, wie es jetzt offensichtlich in den USA im Pentagon oder bei der NSA geschah, in riesigen Pools landen, auf die viele Berechtigte Zugriff haben. (jk)