Deutsche Fachpresse bei Windows-8-Show unerwünscht
Microsoft will auf dem Mobile World Congress Ende Februar in Barcelona die Beta-Version von Windows 8 vorstellen. Doch deutsche Fachpresse ist dabei unerwünscht: Fachjournalisten erhalten keine Akkreditierung für die Veranstaltung.
Microsoft will auf dem Mobile World Congress Ende Februar in Barcelona die Beta-Version von Windows 8 vorstellen, von Microsoft als "Consumer Preview" bezeichnet. Doch deutsche Fachpresse ist dabei unerwünscht: Fachjournalisten erhalten keine Akkreditierung für die Veranstaltung. Laut Microsoft kann man "es vor Ort probieren, aber die Chancen sind bestimmt nicht sehr hoch." Gegenüber c't begründete Microsoft Deutschland den De-facto-Ausschluss mit der angeblich begrenzten Anzahl an Plätzen: "Situation ist die, dass die Corporation so wenige Journalisten aus Deutschland akkreditieren kann, dass keine einzige technische Redaktion dabei ist." Informationen aus der Veranstaltung will Microsoft offenbar erst im Nachhinein online veröffentlichen.
Lediglich vier deutsche Journalisten sollen nach Microsofts Willen an der Veranstaltung teilnehmen dürfen. Reserviert sind die Plätze für zwei Nachrichtenagenturen, eine Tages- und eine Wirtschaftszeitung. Selbst eine Live-Übertragung der Veranstaltung wird es offenbar nicht geben – eine Zusage wollte Microsoft auch nach tagelangen Nachfragen bislang nicht machen: "We can't confirm at this time". c't wurde nach energischen Protesten lediglich eine "Nachnominierung" in Aussicht gestellt, also die Teilnahme nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass einer der vier Plätze frei bleiben sollte.
Der Vorgang wirft die Frage auf, warum der milliardenschwere Software-Riese sich nicht in der Lage sieht, einen ausreichend großen Veranstaltungsort zu finden oder die Veranstaltung zumindest live zu übertragen. Es ist aber kaum vorstellbar, dass hier finanzielle oder technische Gründe eine Rolle spielen – auf Hausmessen wie Build oder TechEd stemmt Microsoft problemlos Veranstaltungen in weit größerem Rahmen. Diesbezügliche Anfragen, die c't seit der letzten Woche wiederholt an Microsoft richtete, wurden bis heute allesamt nicht beantwortet.
So bleibt vorläufig unklar, was Microsoft mit dem Ausschluss erreichen will. Möglicherweise hofft Microsofts PR-Abteilung, das Publikum im Saal so leichter beeindrucken oder kleinere Patzer leichter überspielen zu können. Vielleicht hat man aber auch schlicht Angst vor Kritik: Das neue, für Touch-Bedienung optimierte Metro-Design soll nicht nur auf Tablets, sondern auf allen Windows-8-Rechnern zum Einsatz kommen, wobei bislang unklar ist, ob es sich für klassische Desktop-Arbeitsplätze wirklich eignet. Der Plan, das Startmenü durch einen Vollbild-Startschirm zu ersetzen, hat Microsoft in den hauseigenen Foren jedenfalls schon reichlich Kritik eingebracht. Möglicherweise versucht Microsoft nun durch den Ausschluss der Fachpresse, die Frage nach der Eignung von Windows 8 für den Unternehmenseinsatz aus der Berichterstattung möglichst herauszuhalten.
Microsofts Informationspolitik bezüglich Windows 8 steht schon seit Längerem in der Kritik: So veröffentlicht der Konzern seit geraumer Zeit alle paar Tage ein paar ebenso wortreiche wie inhaltsarme Info-Schnipsel, um sich im Gespräch zu halten. Die Texte im eigens dazu geschaffenen Blog sind dermaßen lang, dass sie kaum jemand freiwillig bis zum Ende lesen dürfte ("tl;dr"). Sie enthalten relativ wenige Neuigkeiten, die künstlich aufgeblasen werden, um durch schiere Textmenge den Eindruck umfassender Information zu erwecken – c't war das bereits ein Editorial wert. (axv)