Deutsche Tageszeitungen planen Online-Bezahlschranken

Jahrelang hofften die Zeitungen, ihre kostenlosen Online-Angebote mit Werbung finanzieren zu können. Nun rücken Blätter wie die FAZ und die Welt von diesem Modell ab.

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Von
  • dpa

Immer mehr Tageszeitungen in Deutschland planen, Bezahlschranken für ihre Online-Angebote einzuführen. "Selbstverständlich wollen wir das", sagte der Sprecher der FAZ-Geschäftsführung, Tobias Trevisan, am Donnerstag beim "Publishing-Gipfel" der Medientage München. Bisher gebe es dafür aber noch kein einfaches und kostengünstiges Bezahlsystem.

Auch der Geschäftsführer der Südwestdeutschen Medien Holding, Richard Rebmann, kündigte neue Paywalls an. Das bisherige Geschäftsmodell, das auf Werbung setze, funktioniere nicht. Zu den innerhalb der Holding verlegten Blättern gehört unter anderem die Süddeutsche Zeitung. Die Zeitung Die Welt hatte vor kurzem bereits bekanntgegeben, dass sie Gebühren für Online-Beiträge erheben will.

Der Spiegel-Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron sieht großen Nachholbedarf im Online-Journalismus der Tageszeitungen. Viele Zeitungen seien im Web noch zu sehr an ihren Printausgaben orientiert. Die Bedeutung eines Smartphones werde unterschätzt. "Es ist ein wahnsinnig gefährlicher Konkurrent, und das machen wir uns zu wenig klar", betonte Müller von Blumencron.

Die Chefredakteurin der Berliner Zeitung, Brigitte Fehrle, warnte dagegen vor einer Überschätzung der Online-Medien. "Die entscheidenden Inhalte, die auch heute auf Online stehen, kommen immer noch aus den Printredaktionen", sagte sie. "Die Printredaktionen sind die Basis für alles, was wir auf Online entwickeln können." Im Unterschied zu Twitter sei es Aufgabe von Journalisten, Informationen nicht eins zu eins weiterzuleiten, sondern zu überprüfen, zu bewerten, einzuordnen und mit Hintergrund zu versehen. "Das, worin wir stark sein müssen, heißt Journalismus", erklärte Fehrle. (axk)