Distree: Speed-Dating mit der Hoffnung auf Wachstum im Handel 2013

Marktforscher wie GfK sehen auch in Westeuropa 2013 wieder Chancen im Retail – bevorzugt Multi-Channel-Konzepte. Zur Distree stellen Handel und Hersteller die Weichen für das Geschäftsjahr.

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Der Boom von Smartphones und Tablets hat sich 2012 weiter verstärkt, während der IT-Markt weltweit um 4 Prozent – in Westeuropa sogar um 7 Prozent – zurückging. Für das laufende Jahr stehen die Zeichen jedoch wieder auf Wachstum: global wird ein Plus von 4 Prozent angepeilt. In Westeuropa bleibt die Situation angesichts der Eurokrise angespannt. Die Chancen für Distributoren, Retailer und E-Tailer im ITK- und CE-Markt stehen aber gar nicht so schlecht, verkündete Dr. Rudolf Aunkofer, Global Research Director IT, GfK Retail & Technology GmbH, anlässlich der diesjährigen Distree EMEA-Konferenz Ende Februar in Monaco. Primär bei Consumern aber auch im B2B-Umfeld zeichnet sich im Retailgeschäft ein Wendepunkt hinsichtlich einer wieder zunehmenden Kaufbereitschaft ab, so Aunkofer.

Der Computer-Markt werde demnach 2013 von weiter wachsenden Verkaufszahlen bei Tablets geprägt sein. Private Verbraucher greifen dabei bevorzugt zu Geräten mit Display-Größen bis 8 Zoll – das betreffende Marktsegment wächst gut viermal so stark wie der Tablet-Markt insgesamt. Desktop-PCs spielen im B2C-Umfeld kaum noch eine Rolle, die gewerblichen Kunden hingegen halten weiter am klassischen Computer fest. In vielen Unternehmen stehen jedoch keine akuten Hardware-Erneuerungszyklen an. GfK-Analyst Aunkofer erwartet dennoch einige Impulse durch Microsofts neues Betriebssystem Windows 8 – dessen Touch-Fähigkeiten dürften im ersten Schritt aber vor allem den Absatz von All-in-One-Desktops mit berührungssensitiven Displays ankurbeln. Generell glaubt Aunkofer, dass der Handel primär im B2C-Retail-Kanal die größten Chancen hat, von Windows 8 profitieren zu können.

Distree EMEA 2013 (6 Bilder)

Treffen in Monte-Carlo

Wie in den Vorjahren waren auch 2013 das Grimaldi-Forum und das Fairmont Hotel in Monaco Austragungsorte der Distree EMEA.

Vom 19. bis 22. Februar 2013 war die Distree EMEA zum elften Mal Treffpunkt für Hersteller und Handel, um gezielt gemeinsame Geschäfte für das bevorstehende Jahr anzubahnen. Den angereisten Handelsvertretern standen rund 140 Aussteller mit ihren neuesten Produkten und Lösungen parat. Insgesamt gut 5600 persönliche Meetings – erneut deutlich mehr als im Vorjahr – wurden an den drei Konferenztagen abgehalten, erklärte Distree-Chef und –Mitgründer Farouk Hemraj. Genau wie beim Speed-Dating ging es darum, rasch auf den Punkt zu kommen und die gemeinsamen Geschäftschancen auszuloten. "Das ist recht stressig, aber auch ziemlich effektiv", kommentiert Karola Bode. Die Geschäftsführerin bei der Assmann-Gruppe setzt große Erwartungen in das zur Distree angestoßene Geschäft, auf der diesjährigen CeBIT Anfang März wird Assmann dennoch aber auch mit einem eigenen Stand im Planet Reseller vertreten sein.

Für den Handel wird es künftig noch stärker darauf ankommen, den Kunden möglichst individuell und über alle verfügbaren Vertriebswege zu bedienen: Multi-Channel lautet das Zauberwort. Retail-Analyst Aunkofer sieht seitens der Verbraucher eine immer stärker differenzierte Vorgehensweise beim Kauf der verschiedenen Produkte. E-Commerce und Mobile Shopping beispielsweise gewinnen rasant an Bedeutung. Der stationäre Handel fühlt sich häufig als reiner Showroom "missbraucht". Gerade im "Showrooming" sieht Aunkofer aber eine gute Chance für den Fachhandel: Das Phänomen zeige, dass der Verbraucher nach wie vor ein starkes Verlangen habe, Produkte vor dem Kauf in Augenschein, ja sogar in die Hand zu nehmen. Dem müsse der Handel mit einer gezielten "Omni-Channel"-Channel-Strategie entgegenkommen.

Denn auch wenn speziell der Internethandel in den letzten Jahren massiv zugelegt hat, sieht der GfK-Analyst keine Anzeichen für das Aussterben einzelner etablierter Handelsformen: "Systemhäuser, spezialisierte Fachhändler ebenso wie die Generalisten haben alle ihren festen Platz", stellte Aunkofer fest. Allerdings seien alle Handelsvertreter noch stärker gefordert, ihre Alleinstellungsmerkmale (USP – unique selling proposition) herauszustellen und den differenzierten Anforderungen ihrer Kunden gerecht zu werden. (map)