Download.com entfernt eigene Installer – aber nur bei Open-Source-Software
Microsoft hat die Geschäftspraktiken von CNet ebenfalls kritisiert und die Zusammenarbeit zwischen Microsoft-Vertriebspartnern und CNet suspendiert.
- Daniel AJ Sokolov
- Daniel Bachfeld
Nach dem Bekanntwerden von Vorwürfen der Verbreitung von Malware und Verletzung mehrerer Gesetze hat das Softwareportal CNet Download.com eine teilweise Änderung seiner Geschäftspraxis bekannt gegeben. Die umstrittenen proprietären Installer, die eigentlich zunächst etwas anderes als das gewünschte Programm installieren sollen, sollen zukünftig bei Open-Source-Programmen nicht mehr eingesetzt werden. Bei anders lizenzierter Software will CNet zwar weiterhin solche Installer einsetzen, aber alternativ allen Nutzern einen Link zum direkten Download anbieten.
Seit Juli übermittelt CNet bei zahlreichen Windows-Programmen anstatt des gewünschten Programms eine eigene .exe-Datei. Lehnt der Nutzer nicht ab, wurden bis gestern eine Toolbar installiert und die Einstellungen des Browsers hinsichtlich Startseite und Suchmaschine geändert. Aktuell wird ein von CNet selbst angebotenes Programm namens TechTracker installiert. Erst im Anschluss wird das eigentlich gewünschte Programm heruntergeladen und ausgeführt. Dies betraf bis vor Kurzem auch Open Source Software wie Wireshark und nmap.
Die Lizenz von nmap verbittet sich solches Verhalten ausdrücklich. Daher war der Gründer des nmap Projekts, Gordon "Fyodor" Lyon, besonders verärgert. Fyodor sah Urheberrecht, Markenrecht und womöglich auch ein US-Gesetz gegen Computer-Missbrauch und Betrug verletzt. Das Wireshark-Projekt hatte CNet bereits eine Unterlassungsaufforderung geschickt. Einige Virenscanner erkannten in dem Installer Schad-Software.
"Die Bündelung dieser Software war ein Fehler auf unserer Seite, und wir entschuldigen uns bei den Nutzer- und Entwickler-Gemeinschaften für die Unruhe, die wir verursacht haben", schreibt Sean Murphy, Vizepräsident von CNet Content Solutions, in einer Mitteilung. Open Source Produkte würden hinkünftig nicht mehr mit anderen Diensten kombiniert.
Fraglich ist, ob dieser Teilrückzieher ausreicht, um Rechtsverletzungen zu vermeiden. Denn grundsätzlich kann auch Closed Source oder Shared Source Software in ihrer Lizenz solche Verteilungsmethoden untersagen. Und markenrechtlich bewegt sich CNet sowieso auf dünnem Eis, wenn eine andere als die angezeigte Software übertragen wird. Ein kleiner Link zur echten Datei unter einem großen "Download"-Button, der zu einem anderen Programm führt, könnte also zu wenig sein.
Fyodor will sich nicht mit dem Erfolg für nmap zufrieden geben. CNet müsse die Praxis, andere als die angeforderten Dateien zu übermitteln, grundsätzlich einstellen. Auch jene Unternehmen, die für die Änderung der Browser-Einstellungen bezahlen, will er davon abbringen. Bis gestern wurden als Startseite und Suchmaschine entweder Dienste von Babylon oder von Microsoft (MSN und Bing) eingerichtet. Microsoft hat Fyodor inzwischen mitgeteilt, dass CNet ohne Wissen von Microsoft die Dienste eines Microsoft-Vertriebspartners mit anderer Software (der "StartNow" Toolbar, Anmerkung) verbunden habe. Die Zusammenarbeit zwischen dem Microsoft-Vertriebspartner und CNet sei suspendiert worden "bis dem Problem abgeholfen worden ist".
Auch die Babylon-Dienste wurden von CNet zuletzt nicht mehr verbreitet. Stattdessen wird nun der hauseigene "TechTracker" gepusht. Dabei handelt es sich um ein Windows-Programm, das die regelmäßige Aktualisierung zahlreicher Programme verspricht. (dab)