Drahtzieher in großangelegtem Bankbetrug festgenommen
Die Polizei hat den mutmaßlichen Drahtzieher des großangelegten Bankbetrugs vom Februar 2013 gefasst. Mit manipulierten Kreditkarten hatte die Bande 40 Millionen US-Dollar erbeutet.
Beamte des Frankfurter Kriminaldauerdienstes nahmen am 19. Dezember den Hacker Ercan Findikoglu fest. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel in seiner morgigen Ausgabe. Bisher von der Öffentlichtkeit unbemerkt hatten die Beamten den Türken im Frankfurter Hotel Jumeirah gefasst, nachdem dieser über das Hotel-WLAN seine E-Mails abgerufen hatte.
US-Behörden kamen Findikoglu auf die Spur, als dieser zum Weihnachtseinkauf in Frankfurt zu Besuch war. Das BKA identifizierte die IP-Adresse des Hotels Jumeirah und bat den Kriminaldauerdienst "höflichst", den Mann in Gewahrsam zu nehmen. Das Gesuch ging per E-Mail ein, 41 Minuten nachdem sich der Hacker eingeloggt hatte. Fünf Beamte fuhren daraufhin in den 17. Stock des Luxushotels und fassten den 32-Jährigen, nach dem der US-amerikanische Secret Service bereits seit einiger Zeit gesucht hatte.
Ercan Findikoglu sitzt derzeit in der Justizvollzugsanstalt Frankfurt am Main I. Wo ihm der Prozess gemacht wird, ist noch unklar. Die USA und die Türkei haben Auslieferungsanträge gestellt. Findikoglus Anwalt Oliver Wallasch wehrt sich im Auslieferungsverfahren aber gegen eine Überstellung, da dem Türken in den USA bis zu 250 Jahre Haft drohen. In Deutschland liegt die maximale Haftzeit bei 15 Jahren.
Die US-amerikanischen Behörden haben ein großes Interesse an einer Auslieferung, weil Findikoglu und seine Schergen bereits 2011 und 2012 Kreditkarten der US-Bank JPMorgan Chase manipuliert und 19 Millionen US-Dollar erbeutet haben sollen.
Die Bande, deren Kopf Findikoglu gewesen sein soll, hatte in der Nacht vom 18. auf den 19. Februar 2013 in 24 Ländern Bankautomaten geplündert und dabei 40 Millionen US-Dollar erbeutet, davon allein 1,8 Millionen Euro in Deutschland. Damit handelt es sich bei dem Fall um eines der größten Cyber-Verbrechen aller Zeiten.
Zuvor hatten sich die Täter Zugang zum Sicherheitssystem einer Firma im indischen Bangalore verschafft, die Abrechnungen von Kreditkarten verwaltet. Dort hob sie deren Limit auf und kopierte alle Daten, die sie zum Fälschen von Magnetkarten-Rohlingen brauchte. Diese Daten verteilte die Bande in alle Welt, wo Hunderte Mittäter daraufhin große Mengen Bargeld abhoben.
In der Tatnacht im Februar 2013 wurden in Düsseldorf zwei Mittäter verhaftet, die sich verdächtig lange an einem Bankautomatien aufhielten. Das Paar hatte 168.000 Euro abgehoben und wurden in der Folge zu mehr als vier Jahren Haft verurteilt. Aus Angst vor den Drahtziehern hatten sie allerdings geschwiegen. In derselben Nacht hatte die Polizei außerdem Taten in Bremen, Dortmund, Duisburg, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Koblenz und Mannheim registriert. (akr)