E3: Nintendo setzt auf Plastik-Figuren amiibo

Der wirtschaftlich gebeutelte Hersteller sucht nach neuen Einnahmequellen. Nach dem Vorbild von Skylanders sollen kleine Plastik-Figuren die Fans der typischen Mario-Spiele bei der Stange halten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 141 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation in der sich Nintendo derzeit befindet – die Wii U verkauft sich schlecht, das Vertriebszentrum in Großostheim wird geschlossen – war es nur verständlich, dass der Hersteller auf eine Pressekonferenz auf der E3 verzichtet und sich stattdessen auf Internet-Videos beschränkt, die Live und auf Nintendos YouTube-Channel laufen.

E3 Nintendo (8 Bilder)

Die amiibo-Figuren sollen mit verschiedenen Spielen zusammenarbeiten. Über das Wii U Pad lassen sich die Charakterwerte des Speicherchips kabellos auslesen und zurückschreiben.

Weil andere Spielehersteller bis auf einige Ausnahmen die Entwicklung von Spielen für die Wii U eingestellt haben, muss Nintendo mehr oder minder alleine für attraktiven Nachschub sorgen. Dabei konzentrieren sich die Japaner vor allem auf ihre Fans, die ab dem 3. Oktober Mario & Co. in "Super Smash Bros." auf der Wii U und 3DS aufeinander hetzen können. Parallel zu dem Spiel startet Nintendo mit dem Verkauf kleiner Plastik-Figuren mit einem RFID-Chip. Auf den Chips sind Charakterwerte von Mario, Peach, Zelda oder Bowser gespeichert, die von dem Wii-U-Pad ausgelesen und in verschiedenen Spielen eingesetzt werden können. Die Chips können zudem neue Werte speichern. Indem Spieler mehr amiiboo-Spiele spielen, können sie ihre Figur schneller hochleveln, was offenbar den Verkauf ankurbeln soll. Neben Smash Bros. sollen später noch weitere Titel amiibo-Figuren unterstützen, darunter Mario Kart 8, Mario Party 10, Captain Toads Treasure Tracker und Yoshi's Wooly World. Geplant ist zudem ein RFID-Adapter für die 3DS, damit die amiibo-Figuren auch für Mobilspiele genutzt werden können.

"Captain Toads Treasure Tracker" ist der zweite Titel, mit dem die Wii U im kommenden Weihnachtsgeschäft punkten soll. Der kurze Trailer sah aus wie eine Mischung aus Super Mario 3D World und dem Indie-Spiel Fez. Der Spieler steuert den kleinen Toad durch oftmals quadratische Türme, die mit Puzzles gespickt sind und deren Perspektive er immer wieder ändern muss, um die Puzzles zu lösen.

Als eines der wenigen Wii-U-Spiele, das weniger Kinderaugen als die von Erwachsenen aufleuchten lässt, soll im Oktober zudem das Kampfhexenspiel "Bayonetta 2" von Platinum Games erscheinen. Die Entwickler legen dem Spiel eine Portierung des ersten Teils bei, der vor viereinhalb Jahren für die Xbox 360 und PS3 erschienen war und von Kritikern wegen der überdrehten Action großes Lob einstrich.

Im nächsten Jahr sollen dann ein Baukasten für eigene Mario-Jump&-Runs namens "Mario Maker", eine Fortsetzung von "Kirby's Epic Yarn" namens "Yoshi's Wooly World" sowie ein neue Zelda-Spiel für die Wii U folgen. Das Zelda-Spiel hat noch keinen Namen, allerdings erklärte der Entwickler, der neue Teil werde in einer offenen Welt spielen, die man frei bereisen könne. Der grafische Stil des kurzen Trailers zeigte eine ähnlich farbenfrohe, wenn auch detaillierter ausgearbeitete Cel-Shading-Grafik wie "The Wind Waker".

Abseits bekannter Nintendo-Figuren lädt im kommenden Jahr schließlich der farbenfrohe Shooter "Splatoon" zu taktischen Schießereien ein. Zwei Gruppen zu je vier Spielern stehen sich mit Farbpistolen gegenüber, mit denen sie die Level in ihrer Farbe einfärben können. Mit den Farbkugeln können sie nicht nur auf andere schießen. Überall, wo ihre Farbe aufleuchtet, können die Spieler in die Farbe abtauchen und an anderer Stelle wieder auftauchen, was taktisch anspruchsvolle Gefechte verspricht, die ohne das martialische Säbelrasseln anderer Produktionen auskommen.

Insgesamt scheint das Präsentationskonzept von Nintendo aufgegangen zu sein. Der Hersteller zeigte ein kleines aber feines Programm und nahm sich genügend Zeit, die Konzepte der Entwickler zu erläutern, anstatt nur knallige vorgerenderte Zwischensequenzen zu zeigen. Insofern könnten es die Japaner schaffen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiterhin erfolgreiche Videospiele zu produzieren, die sich nur wenig mit den Angeboten anderer Hersteller überschneiden. (hag)