E3: OnLive startet Cloud-Gaming-Dienst in den USA
Mehrere Anbieter rüsten für Gaming-as-a-Service auf. Ab morgen können PC-Spieler in den USA selbst aufwendige Titel komplett im Internet spielen, ohne ihre Hardware aufrüsten zu müssen.
Der Streaming-Dienstleister OnLive hat seine vollmundigen Ankündigungen auf der Games Developer Conference im Frühjahr 2010 umgesetzt, und will in den USA ab Freitag seinen Cloud-Dienst mit 23 Spielen offiziell eröffnen. Das Startup aus Palo Alto will Konsolen und hochgetunte Gaming-PCs überflüssig machen und grafisch anspruchsvolle Spiele von Server-Farmen per Internet-Leitung auf Computer- und TV-Schirme schicken. Ein durchschnittlicher Windows-PC oder Mac reiche vollkommen aus. Der Service unterstützt derzeit Windows Vista und Macintosh; weitere Systeme, darunter auch Mobilplattformen, sollen folgen. Für Fernsehgeräte will OnLive später einen eigenen Settop-Adapter mit Controller anbieten.
OnLive-Gründer Steve Perlman gilt seit der Gründung der später von Microsoft gekauften Firma WebTV als Unternehmer mit bahnbrechenden Ideen. Sein Team hat das OnLive-Konzept über acht Jahre entwickelt. Erst mit heutigen breitbandigen Internet-Zugängen aber sei die Zeit für kommerzielles Spiele-Streaming gekommen.
Der Cloud-Service OnLive soll im ersten Jahr zunächst kostenlos angeboten werden. Unter den Launch-Titeln sind mit Assassin's Creed, Dragon Age und Mass Effect 2 wahre Prüfsteine für die in die Server integrierte Hardware. Onlives Server-Lieferant ist Dell, die Prozessoren kommen von AMD. Wie genau die weitere Architektur der fünf US-weiten Cloud-Rechenzentren aussieht, hat Perlman bisher nicht verraten. Laut OnLive sollen die Verzögerungen (Lag) zwischen der Controller-Eingabe und der Videoausgabe so niedrig sein, das sie selbst für Action-Spiele reiche.
Dass Spiele-Streaming tatsächlich funktioniert, hat bereits ein relativ unbekannter Konkurrent unter Beweis gestellt. In aller Stille hat das Startup Gamestreamer aus Florida einen Cloud-Dienst für Spieleentwickler und -verlage aufgebaut. Im Gegensatz zu OnLive hat Gamestreamer aber auch Downloads im Angebot. Je nach Geschwindigkeit des Internet-Anschlusses kann der Benutzer auch "progressiven Download" wählen, bei dem die Anwendung bereits startet, nachdem nur ein Teil übertragen wurde, und den Rest im Hintergrund nachlädt. Die Firma fungiert mit seinen Rechenzentren als Distributor und betreibt Online-Läden im Auftrag von Spieleanbietern. Die Preisgestaltung liegt beim Anbieter, Abogebühren verlangt Gamestreamer vom Endkunden nicht. Der Katalog umfasst zur Zeit weit über 100 Titel. Für die weltweite Erreichbarkeit des Service schaltet Gamestreamer den Cloud-Dienst von Amazon ein.
Gaikai ist ein weiterer OnLive-Konkurrent. Die Firma richtet ein US-weites Netz von 300 Server-Pools ein und will die Spiele als Flash-Streams verteilen (Clients für iOS-Geräte sind ebenfalls in Entwicklung). Jeder Client-Rechner mit Web-Browser soll die Software-Streams empfangen können, vom PC bis zum iPhone [–] weder Downloads noch Plugins sind erforderlich. Gaikai setzt auf besonders niedrig gepreiste und überwiegend sogar kostenlose Spiele. Der Erlös soll aus Werbeeinnahmen kommen. Derzeit läuft der Gaikai-Dienst noch in einem geschlossenen Beta-Modus. Wann der kommerzielle Startschuss fällt, ist nicht bekannt. (hag)