EU-Kommission schaut sich Vorwürfe gegen Google genau an
Der für Wettbewerb zuständige EU-Kommissar Joaquín Almunia hat sich in einer Rede allgemein über die wirtschaftliche Bedeutung des Internets und insbesondere über den Werbemarkt geäußert. Dabei bestätigte er, dass Vorwürfe gegen Google untersucht werden.
Die Kartellwächter der EU-Kommission werden sich die Vorwürfe gegen den US-Internetdienstleister Google genau anschauen. Das geht aus einer Rede des für Wettbewerb zuständigen EU-Kommissars Joaquín Almunia hervor. Er bestätigte Medienberichte, laut denen bei seiner Behörde einige Beschwerden aus dem Bereich der Internetsuche eingegangen seien. Die Untersuchung sei noch in einem frühen Stadium, die EU-Kommission werde dem herausragenden Stellenwert der Suche auf dem Online-Markt gerecht werden, versprach Almunia.
Im Februar war bekannt geworden, dass sich drei Unternehmen über angeblich wettbewerbswidriges Verhalten von Google beschwert haben. Die Unternehmen, die teilweise mit Googles Suchangebot konkurrieren, meinen unter anderem, das US-Unternehmen stufe ihre Suchergebnisse in seinen Listen herab.
Almunia hatte in seiner Rede in London die große Bedeutung des E-Commerce für die Wirtschaft betont. Obwohl im E-Commerce die größten Umsätze erzielt würden, könne das steile Wachstum bei neuen Web-basierten Diensten nicht außer Acht gelassen werden. Einige dieser Dienste seien geprägt von Firmen mit großen Anteilen am europäischen Online-Markt: Im Bereich der Online-Suche habe der Marktführer Google 95 Prozent Anteil, das größte soziale Netzwerk Facebook liege in seinem Feld bei 70 Prozent.
Angesichts des sich im Gegensatz zu anderen Märkten ständig verändernden Internets sei es zwar schwierig, eine dominante Position aufzubauen und auszunutzen, es sei aber nicht unmöglich. Schwierigkeiten sieht Almunia in der Definition und der Abgrenzung von Märkten. Web-Dienste könnten unterschiedlich sein, aber ihre Einnahmen auf ähnliche Weise erzielen, beispielsweise über Werbung. Hier sei die Frage, ob Werbung das einzige Marktphänomen sei, das die Kartellwächter betrachten müssten. Auch sei zu klären, ob der Werbemarkt der gleiche sei, auch wenn die Inhalte über verschiedene Plattformen wie Suchdienste und Social Networks vertrieben würden. Die Antworten auf diese und andere Fragen, zum Beispiel ob Transparenz ausreiche, um Nutzer von Suchmaschinen in Kenntnis zu setzen, dass Suchmaschinenergebnisse manipuliert werden, sei nicht einfach. (anw)