Ein erster Eindruck von HPs Touchpad
HP-Mitarbeiter demonstrierten nach der Pressekonferenz in San Fransicso ausgewählte Funktionen des Tablet-Neulings TouchPad. Was sie zeigten, hinterließ einen sehr guten ersten Eindruck.
Nach der Pressekonferenz, auf der HP sein 10-Zoll-Tablet TouchPad offiziell vorgestellt hat, demonstrierten Mitarbeiter ausgewählte Funktionen und Arbeitsabläufe. Die geladenen Journalisten durften allerdings nichts selbst ausprobieren, selbst die Präsentatoren hielten sich an strikte Vorgaben, was sie zeigen durften und was nicht. Was sie zeigten, hinterließ allerdings einen sehr guten ersten Eindruck.
Die Bildschirme der Prototypen zeigten sich blickwinkelstabil; selbst aus flachen Winkeln von der Seite blieben Farben und Kontraste ansehnlich. Auf einer kurzen Seite des 4:3-Panels befindet sich die (einzige) Webcam, auf der anderen ein mechanischer Druckknopf – der vom Palm Pre bekannte Gestenbereich unter dem Display fehlt. An den Kanten befinden sich ein Micro-USB-Anschluss, ein Lautstärkeregler, ein Einschalter und ein Kopfhörerausgang. Die Stereo-Lautsprecher liegen an einer der längeren Außenseiten.
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Ein HP-Mitarbeiter demonstriert den Umgang mit dem Touchpad
Auf einem zentralen Homescreen, der nach dem Drücken der Taste erscheint, zeigt WebOS alle geöffneten Anwendungen in Miniaturansichten; HP nennt sie Cards (Karten). Auf den Demo-Geräten waren immer mehrere Programme geöffnet, um das Multitasking des Betriebssystems und die Leistung der Dual-Core-CPU zu veranschaulichen. Der Wechsel zwischen den Programmen erfolgte flott.
Startet man Programme aus dem (weiterhin mit tristem Grau hinterlegten) Hauptmenü, so erscheinen einzelne Karten nebeneinander. Mit einem Fingerstreich gruppiert man mehrere Karten zu übersichtlichen Stapeln. Ruft man aus einer Anwendung eine andere auf, etwa den Mail-Client per Klick auf die Mail-Adresse auf einer Webseite, so fasst WebOS die zugehörigen Cards automatisch zusammen. Karten lassen sich aus Stapeln herausziehen und einzeln auf dem Homescreen ablegen.
HP Touchpad (12 Bilder)
Die Präsentation des neuen WebOS-Tablets
Die mitgelieferten Anwendungen wurden sinnvoll an die im Vergleich zu Smartphones höhere Bildschirmauflösung angepasst. Der Mail-Client zeigt in drei Spalten alle eingerichteten Konten, beim gewählten Konto die Ordner-Struktur und schließlich die darin selektierte Mail an. Durch Fingertipps lassen sich die beiden linken Spalten ausblenden, sodass mehr Bildfläche bis hin zum Vollbild für die E-Mail zur Verfügung steht. Im Foto-Programm wechselt man analog durch Alben, Vorschau und einzelnem Bild.
Die Bildschirmtastatur punktet mit veränderbaren Tastengrößen: Sowohl hochkant wie auch quer lässt sich die Tastenhöhe in vier Stufen ändern und damit auch die belegte Fläche, die sie auf dem Bildschirm belegt – von schmalem Streifen bis fast halber Bildschirmhöhe. Zudem hat sie anders als andere Tablets eine separate Ziffernzeile.
HP setzt bei WebOS auf eine starke Vernetzung von verschiedensten Diensten, Geräten und Anwendungen. Kontakte und Termine sucht sich das System automatisch von allen eingerichteten Social-Media-Diensten und stellt sie gleichberechtigt nebeneinander dar. In der Foto-Anwendung werden sowohl Online-Alben als auch auf dem Tablet gespeicherte Bilder angezeigt. Die Integration der Web-Alben hört nicht beim den Bildern auf: Auf einen Tipp hin lassen sich beispielsweise bei Facebook-Fotos die Kommentare anderer Nutzer anzeigen und beantworten. Die Eingabezeile des Homescreens durchsucht nicht nur Kontakte, Termine und E-Mails, sondern auf Wunsch wird der eingetippte Text an Facebook oder Twitter weitergereicht.
Die Kommunikation zwischen Geräten dient ebenfalls der einfacheren Bedienung: Nutzt man gerade das Tablet, während ein Anruf oder eine SMS auf dem Handy ankommt, so kann man beide vom Tablet aus beantworten. HP demonstrierte dies mit TouchPad und Pre 3, doch da die Kommunikation zwischen den Geräten über das standardisierte Hands-Free-Bluetooth-Profil läuft, soll das auch mit Smartphones anderer Hersteller funktionieren – sofern diese das Profil vollständig beherrschen. Telefonieren und SMS-Verschicken funktionieren somit übrigens auch auf den Modellen des TouchPad ohne Mobilfunk-Modem.
Proprietäre Lösungen verwendet HP nur an Stellen, wo es keine offenen Standards gibt. Legt man Pre 3 (oder ein anderes Handy mit WebOS 2.2) kurz auf den Home-Button, so lassen sich Daten einfach übermitteln. Die HP-Mitarbeiter demonstrierten dies ausschließlich mit Webseiten (beziehungsweise deren URLs), die vom TouchPad ans Handy geschickt wurden, doch HP will die Schnittstelle allen Entwicklern für eigene Ideen an die Hand geben. Denkbar seien dann sowohl die Übermittlung von Bildern als auch die Kommunikation zwischen zwei verschiedenen Apps auf Smartphone und Tablet.
Technische Details zu dem 2-Wege-Kurzstreckenfunk nannte HP nicht, sondern gab nur an, dass die hauseigenen drahtlosen TouchStone-Ladestationen sie ebenfalls nutzen, etwa um ihre ID zu übermitteln. Letztere benutzt das TouchPad, um seinen Exhibition-Modus zu steuern: Stellt man beispielsweise das Tablet auf die Ladestation im Arbeitszimmer, so zeigt es dauerhaft die nächsten Termine an. Auf der Ladestation im Wohnzimmer könnte das Tablet dagegen zum digitalen Bilderrahmen mutieren, im Schlafzimmer zum Wecker.
Mit seinem 4:3-Display eignet sich das TouchPad optimal zum Anzeigen von digitalen Zeitschriften und elektronischer Bücher. Letztere stellt von Anfang an Amazons Kindle-App bereit, Erstere kommen ab Launch mindestens aus dem Time-Verlag, der Apps für alle vier großen US-Titel (Time, People, Sports Illustrated, Fortune) in Aussicht stellt. Anders als Apple will HP den Verlegern keine Vorschriften zu ihren Vertriebsformen machen, sondern sie können frei über Bundle-Modelle aus Print- und App-Magazinen entscheiden oder wie Kindle ein Angebot über mehrere Geräte anbieten. Voraussetzung ist lediglich, dass sich die Verlage dann auch selbst um die Abrechnung und steuerliche Aspekte der digitalen Distribution kümmern.
Diese Freiheit haben auch App-Entwickler, die ihre Programme damit wahlweise jenseits des offiziellen Software-Markts App Catalog anbieten können. HP will Entwicklern künftig zudem kräftig bei der Portierung von iOS- oder Android-Apps unter die Arme greifen und wirbt mit kurzer Portierungsdauer: Rovio habe die iOS-Version von Angry Birds innerhalb von drei Tagen auf WebOS portiert. Weitere Details zu seinen SDK und PDK getauften Entwicklungstools wollte HP erst auf einer Entwicklerkonferenz bekannt geben.
Während HP das Erscheinungsdatum offiziell nur vage mit Sommer bezeichnet, war unter der Hand der etwas konkretere Termin Juni zu hören. Dieses Datum dürfte erst einmal den US-Markt betreffen, doch in einigen europäischen Ländern – darunter Deutschland – soll das TouchPad fast zeitgleich erscheinen. Einen Preis nannte HP nicht, ließ aber durchblicken, dass man wohl ein ganzes Stück unterhalb der 800 US-Dollar bleiben werde, die Motorolas Android-3.0-Tablet Xoom angeblich kosten soll. (mue)