Europa will den Wettbewerb annehmen
Zur offiziellen Eröffnung der CeBIT 2016 warb Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel für seine neue Digitalstrategie. Die Branche will den Wettbewerb mit den großen US-Playern aufnehmen.
Der Supersonntag erschüttert Messe-Traditionen: Mit einem Festakt auf dem Messegelände wurde am Montagabend die CeBIT 2016 offiziell eröffnet. Die sonst übliche Eröffnungsfeier am Vorabend der Messe musste den Landtagswahlen in drei Bundesländern weichen. Die CeBIT ist also schon in vollem Gange, als sich Prominenz aus Politik und Wirtschaft am Abend zur feierlichen Eröffnung auf dem Messegelände einfindet. Bis zum 18. März zeigen die 3300 Aussteller ihre Neuheiten und Trends in Hannover. Bis Freitag ist also auch noch Zeit für einen Besuch bei Heise Medien in Halle 6 (Stand H16).
Merkels Vize
Auch fehlte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die zwar ihren traditionellen Messerundgang am Dienstag absolvieren wird, sich zur Eröffnung aber von Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) vertreten lässt. Für das Gastland Schweiz spricht Bundespräsident Johann Schneider-Ammann, die Branche vertritt Bitkom-Präsident Thorsten Dirks. Und weil es auf der CeBIT 2016 schwerpunktmäßig um die Digitalisierung nahezu aller Lebensbereiche geht, darf Günther Oettinger, EU-Kommissar fürs Digitale, nicht fehlen.
Für den Bundeswirtschaftsminister ist es vielleicht eine willkommene Abwechslung von der Mühsal der vergangenen Stunden, das in mehrfacher Hinsicht historische Wahlergebnis schönlächeln zu müssen. Gabriel trifft an seiner alten Wirkungsstätte Hannover auf Parteifreund Stephan Weil, der die Messe als Ministerpräsident Niedersachsens eröffnet. Vorher noch ein Fototermin mit Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU), dem Schweizer Präsidenten und zwei Bernhardinern. Als die Genossen die Halle betreten, läuft im Live-Stream dazu Massive Attack: “Unfinished Sympathy”.
Digitale Strategie
Gabriel wirbt auf der Eröffnungsfeier für seine "Digitale Strategie 2025", die er am Montagnachmittag vorgestellt hat. Es gehe darum, "wie wir als Europäer wettbewerbsfähig bleiben in dieser datengetriebenen Ökonomie", betonte der Bundeswirtschaftsminister. Europa sollte sich zum Ziel setzen, in fünf oder zehn Jahren die weltweit leistungsfähigste Infrastruktur zu haben. "Wir sollten keine Angst davor haben, mit den Vereinigten Staaten oder Asien diesen Wettbewerb aufzunehmen" – ohne dabei die eigene soziale Verantwortung zu vernachlässigen.
Für das CeBIT-Partnerland Schweiz warnte Bundespräsident Johann Schneider-Ammann vor einer Überregulierung. "Denn während wir uns gegen alle möglichen Gefahren absichern, riskieren wir, dass immer mehr Wertschöpfungsketten nach Kalifornien abwandern", sagte das Staatsoberhaupt.
Zuvor hatte Bitkom-Präsident Thorsten Dirks die Dringlichkeit betont, der europäischen Einheit auch ein digitales Fundament zu errichten. "In Europa sind starke Fliehkräfte am Werk - diesen Fliehkräften müssen wir etwas entgegensetzen", sagte Dirks. Ein digitales Europa könne dem Gemeinschaftsgedanken eine neue Dynamik geben. Dafür seien Ökosysteme "auf Augenhöhe" mit den großen US-Playern nötig. "Denken wir in großen Maßstäben", betonte der Verbandschef. "Es geht um den vollständigen Umbau unserer Wirtschaft." (vbr)