Experte empfiehlt "Sicherheitsthermometer" für Online-Anwendungen

Eine Zukunftsstudie hat Sicherheitstechnologien und mobiles Breitband als wichtigste Technologie-Trends hierzulande ausgemacht. Sicherheitsprodukte müssten aber noch deutlich vereinfacht werden.

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Eine internationale Zukunftsstudie hat Sicherheitstechnologien und mobiles Breitband als wichtigste Technologie-Trends in Deutschland ausgemacht. Produkte für IT-Security müssten aber noch deutlich einfacher zu bedienen sein. "Die User wissen nicht, wie man mit Sicherheitsprodukten umgeht; die Technik lässt sie alleine", monierte Udo Bub, Geschäftsführer der EICT GmbH, bei der Vorstellung der Untersuchung "Offen für die Zukunft. ­ Offen in die Zukunft" am Donnerstag in Berlin.

Bub begrüßte nach außen abgeschirmte Mechanismen zum "Single Sign-on", mit denen nur ein einmaliges Einloggen nötig ist und Plattformbetreiber die Anmeldedaten an Kooperationspartner weitergeben. Auch die Automatisierung von Update-Prozessen etwa für Anti-Viren-Software habe sich als effektiv erwiesen. Als Beispiel für eine künftige nutzerfreundliche Sicherheitsapplikation brachte Bub auch eine Art "Thermometer" für Webseiten oder Online-Anwendungen ins Spiel, über das Verbraucher mit einem Blick die Vertrauenswürdigkeit digitaler Plattformen einschätzen könnten. Dafür müsste zuvor die Einhaltung von Sicherheitsstandards geprüft werden. In den Telekom Laboratories, aus denen sich EICT ausgegliedert hat, werde an einer entsprechenden Lösung gearbeitet, führte der Elektroingenieur die Idee gegenüber heise online aus. Spruchreif sei das aber noch nicht.

Für die Studie, zu deren Herausgebern auch der Münchner Kreis, die Deutsche Telekom, TNS Infratest, SAP, Siemens, Vodafone und das ZDF gehören, wurden 880 Experten in einer Internet-Umfrage zu aktuellen Entwicklungen der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sowie der Medien befragt. Ferner diskutierten 97 Sachverständige auf einer moderierten Onlineplattform zu den Themenschwerpunkten in 691 Beiträgen. Nach früheren, eher theoretisch angelegten Analysen gehe es nun darum, "Impulse zu setzen", betonte Robert Wieland von TNS Infratest.

Neben IT-Security und dem drahtlosen Hochgeschwindigkeitsnetz machten die Einbezogenen auch die Bereiche E-Energy, E-Commerce, E-Health, Embedded Systems, Nanotechnologie, IKT im Auto und Green IT als Felder aus, die sie als besonders wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands einschätzten. Sorge machte ihnen, dass die "digitale Spaltung" noch nicht überwunden sei. So bewege sich etwa erst jeder Zweite in Deutschland mit Breitband im Internet. Den Anschluss ans schnelle Netz hielten 61 Prozent der Experten für sehr wichtig für die Wirtschaft und 68 Prozent für bedeutend für die Gesellschaft.

Als wichtigste Schlüsselqualifikationen im Umgang mit den neuen Medien erachteten die Befragten zu über 80 Prozent die Informationssuche und die sich daran anschließende Ergebnisbeurteilung. Als "noch zu groß" bezeichnete Jens Prautzsch von Telefónica o2 Germany das "Delta" zwischen Onlinern, "die Internetinhalte passiv nutzen, und solchen, die sie aktiv einsetzen und weiterverwenden". Er sah auch die Unternehmen aus der Internetwirtschaft in der Pflicht, "die Medienkompetenz unserer Nutzer und Mitarbeiter zu erhöhen".

Das Wissen, Daten und den eigenen Computer vor angriffen zu schützen, betrachteten dagegen nur 74 beziehungsweise 64 Prozent der Sachverständigen als Essenz der Medienkompetenz. Insgesamt sahen sie vor allem die Politik gefordert, die Umsetzung einer "ganzheitlichen Bildungsinfrastruktur" zu diesen Faktoren anzustoßen. Die Herausgeber der Studie empfehlen zudem die Einführung "eines bundesweit einheitlichen Internet-Führerscheins" mit regelmäßigen Erneuerungsfristen sowie die Veröffentlichung eines Leitfadens mit einfachen und anschaulichen Regeln für die Online-Nutzung.

Den seit Anfang der Woche verfügbaren neuen elektronischen Personalausweis bezeichneten die Verantwortlichen für die Untersuchung als "Startschuss für eine neue Sicherheitsinfrastruktur". Die Experten erachteten ihn am wichtigsten für die Bereiche E-Government und Online-Banking sowie in Folge fürs Online-Shopping und elektronische Bezahlungssysteme. (vbr)