FBI nimmt weltgrößte Biometrie-Datenbank stückweise in Betrieb
Nach Angaben der US-Polizeibehörde hat das "Next Generation Identification"-System die Phase der operationalen Einsatzfähigkeit erreicht. Bürgerrechtler sprechen von einem Schritt in die "Always on"-Überwachung.
Das FBI hat begonnen, ihre 2007 geplante neue Datenbank für biometrische Merkmale in Betrieb zu nehmen. Das "Next Generation Identification"-System habe die erste Phase der "operationalen Einsatzfähigkeit" erreicht, heißt es in US-Medienberichten. Die Datenbank soll das Integrated Automated Fingerprint Identification System (IAFIS) der US-Polizeibehörde ersetzen und wird daher zunächst mit Fingerabdrücken gefüttert. Später sollen auch Iris-Scans, Stimmproben, Abbildungen von Handabdrücken, Tätowierungen, Narben und Gesichtsformen erfasst werden.
Das System sei "größer, besser und schneller", erklärte Stephen Morris, stellvertretender Direktor der FBI-Niederlassung in Clarksburg im US-Bundesstaat Virginia, wo die Datenbank bereits getestet wird. Allein dort werden derzeit täglich durchschnittlich rund 168.000 Fingerabdrücke analysiert und identifiziert. Das vom Rüstungskonzern Lockheed Martin gebaute, mit rund einer Milliarde US-Dollar veranschlagte System soll künftig 18.000 Strafverfolgungsbehörden rund um die Uhr eine automatisierte Suche nach Fingerabdrücken, einen Echtzeit-Abgleich und einen zugehörigen Informationsaustausch erlauben. Ermittler vor Ort sollen künftig auch mit Hand-Scannern ausgerüstet werden.
Das Department of Homeland Security (DHS) hat parallel ein eigenes System zur Erfassung von Fingerabdrücken und Iris-Scans von Einreisenden in die USA etwa an Flughäfen aufgebaut. Für den US-Bürgerrechtler Barry Steinhardt von der Datenschutzorganisation Privacy International steht damit außer Frage, dass biometrische Systeme eine wichtige Komponente künftiger staatlicher Überwachungsprojekte bilden werden. Er warnt davor, dass durch deren Abgleichmöglichkeiten eine "Always on"-Überwachungsgesellschaft möglich werde. Der kalifornische Zukunftsforscher Paul Saffo warnt in diesem Zusammenhang davor, dass biometrische Merkmale anders als etwas Kreditkartennummern einem Menschen sein Leben lang anhafteten. Fehler in staatlichen Datenbanken könnten daher gravierende Folgen haben. (vbr)